Mittwoch, 23. September 2009

Immer mehr Menschen in Deutschland und anderen Industriestaaten leiden an Allergien

Volkskrankheit Allergie
Immer mehr Menschen in Deutschland und anderen Industriestaaten leiden an Allergien. Nach Angaben der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) sind in Europa inzwischen rund 30 Prozent der Bevölkerung davon betroffen. Im Jahr 2010 soll es bereits jeder Zweite sein. Allergische Reaktionen äußern sich sehr unterschiedlich: während eine Substanz bei einer Person Asthma auslöst, kann sie bei einer anderen zu Hautausschlag
führen. Auch der Krankheitsverlauf und das Ausmaß der Reaktion können von Patientzu Patient starke Unterschiede zeigen. Ein leichter Heuschnupfen von frühester
Kindheit an ist ebenso möglich wie das plötzliche Eintreten einer heftigen Nahrungsmittelallergie im fortgeschrittenen Alter. Zu den häufigsten allergischen Erkrankungen zählen Heuschnupfen, Neurodermitis, Nahrungsmittelallergien, allergisches Asthma und das allergische Kontaktekzem. Als Auslöser für eine Reaktion kommt prinzipiell jede Substanz in Frage. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) schätzt die Zahl der Stoffe mit bekannter allergieauslösender Wirkung auf etwa 20.000, viele davon in Lebensmitteln. Warum bestimmte Substanzen als Allergene wirken und andere nicht, ist bisher nichtgeklärt.
Als Ursache für die Allergie wird ein Zusammenspiel von Umweltfaktoren und einer genetischen Veranlagung vermutet. So scheinen z.B. hohe Hygienestandards und allergische Vorbelastungen in der Familie Allergien zu begünstigen.
Allergische Erkrankungen sind nicht nur eine individuelle Belastung, sondern auch ein volkswirtschaftlicher Faktor, durch den in den EU-Ländern jährlich rund 20 Milliarden
Euro Schaden entstehen. Mit dem „Aktionsplan gegen Allergien“ hat die Bundesregierung auf die steigenden Zahlen reagiert. Ziel des Programms ist es das Allergierisiko in der Bevölkerung zu senken.
Was ist eine Allergie?
Unter einer Allergie versteht man eine schädliche Überreaktion des Immunsystems auf normalerweise harmlose Stoffe wie Pollen, Bestandteile in Lebensmitteln oderTierhaare. Bei solchen Allergenen handelt es sich um körperfremde Eiweiße oder Kohlenhydrate, die Kontakt mit der Haut haben oder über die Atemwege und Verdauungsorgane in den Körper gelangen. Sie werden von der körpereigenen Abwehr als gefährliche Stoffe wie Bakterien oder Viren interpretiert und bekämpft.
Einer Allergie geht immer eine Sensibilisierung voraus, das heißt das Immunsystem ist mindestens einmal (beschwerdefrei) in Kontakt mit dem Allergen gekommen und hat entsprechende Antikörper gebildet. Bei weiteren Kontakten mit dem Auslöser kommt es im Zuge der ausgelösten Immunreaktion zu einer „überschiessenden“ Produktion, einer Fehlregulation, bei der übermaÅNssig viele Entzündungsstoffe wie Histamin ausgeschüttet werden. Sie sind für die typischen Symptome wie Juckreiz, Schwellung der Atemwege, Rötung etc. verantwortlich. Während Krankheitserreger bei ihrer Abwehr vernichtet werden, ist die Produktion von Abwehrstoffen im Falle der Allergene sinnlos und sogar schädlich. Die Allergene lassen sich nicht zerstören, stattdessen erleidet der Körper Reaktionen, die von lokalen Entzündungen bis hin zu lebendbedrohlichen Schocks reichen, die den ganzen Organismus betreffen. Die allergische Reaktion dauert solange an, wie die Allergene den Körper belasten. Obwohl allergische Reaktion sehr unterschiedlich ausfallen können, lassen sich abhängig von den Reaktionsprozessen vier Grundtypen unterscheiden. Die häufigsten Varianten sind der Sofort- und der Spät-Typ. Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Thema: Immunsystem, März 2008
Typ I-Reaktion (Sofort-Typ, anaphylaktische Reaktion): die Reaktion zeigt sich sofort, z.B. bei Pollen, Nahrungsmittelbestandteilen, Tierhaaren etc. Meist ist dieser Typ gemeint, wenn allgemein von „Allergien“ gesprochen wird, Typ II-Reaktion (zytotoxische Reaktion): die Reaktionen richten sich gegen Antigene, die Teil körpereigener Zellen geworden sind, die Reaktionen erreichen nach 4 - 10 Stunden ihr Maximum, z.B. bei Bluttransfusionen, Organtransplantationen und Autoimmunerkrankungen, Typ III-Reaktion (Immunkomplex-Reaktion): Antigene und Antikörper bilden Komplexe, die im Blut zirkulieren und Entzündungsreaktionen im Gewebe auslösen, zeigt sich als systemische Immunreaktion mit Fieber, Gelenkschmerzen etc., z.B. bei rheumatioder Arthritis, Typ IV-Reaktion (Spät-Typ): die Reaktion zeigt sich erst 24 - 48 Stunden nach dem Kontakt mit dem Allergen, z.B. bei einer Kontaktallergie mit Chemikalien oder Metallen. Normalerweise reagiert man auf ein bestimmtes Allergen, doch sind auch Verwechslungen möglich, wenn sich die auslösenden Stoffe ähneln. Jemand der auf
Hausstaubmilben allergisch ist, kann auch auf Krustentiere reagieren. Man spricht dann von einer „Kreuzallergie“. Konventionelle schulmedizinische Therapie Allergien sind nicht heilbar und können fortschreiten, so dass sich zum Beispiel aus einem unbehandelten Heuschnupfen nach Jahren ein allergisches Asthma entwickelt.
Die meisten Therapien zielen darauf ab, Allergene zu meiden, Symptome zu lindern und einer Erkrankung oder Verschlechterung vorzubeugen. Allergenkarenz: Am sichersten ist es, den Kontakt mit dem Allergen gänzlich zu vermeiden, indem man z.B. auf den Genuss bestimmter Lebensmittel verzichtet. Allerdings lassen sich Auslöser wie Pollen oder Pilze nicht so einfach umgehen. Hyposensibilisierung: Die spezifische Immuntherapie (SIT) kann bei bestimmten Allergien des Soforttyps helfen, die Reaktion zu mildern. Dazu werden dem Patienten in regelmäßigen Abständen Antigene unter die Haut gespritzt, um seine Empfindlichkeit gegenüber dem Stoff herabzusetzen. Die Injektionen können sehr starke Nebenwirkungen auslösen. Medikamentöse Behandlung: Die Behandlung mit Antihistaminika, Mastzellenstabilisatoren und Kortison bekämpft nicht die Ursachen, sondern dient der Linderung
der Symptome. Teilweise gehen sie mit erheblichen Nebenwirkungen (Kortison) einher und sollten nicht über einen längeren Zeitraum verwendet werden.Wie hilft die Osteopathie bei Allergien? Neben den Schulmedizinischen Verfahren können auch alternative Therapieansätze wie die Osteopathie zur Linderung der Beschwerden beitragen. Die Allergie selbst kann die Osteopathie nicht spezifisch behandeln, ihre Stärke liegt vor allem in ihrem ganzheitlichen Ansatz. In der Osteopathie steht nicht die einzelne Krankheit,sondern der Mensch im Mittelpunkt. Der Osteopath behandelt deshalb alle Dysfunktionen im Körper. Bei einem Patienten mit einer allergischen Erkrankung wird er also zum einen die Strukturen behandeln, die in direktem Bezug zum Immunsystem stehen und wichtige Funktionen darin innehaben wie z.B. der Dünndarm mit seinen zahlreichen lymphatischen Strukturen oder die Milz. Zum anderen wird er auch Dysfunktionen behandeln, die durch die Erkrankung beeinflusst werden. Zum Beispiel kann eine osteopathische Behandlung bei einem allergischen Asthma strukturelle Blockaden im Brustbereich lösen, den Lymphfluss und die Durchblutung verbessern sowie die respiratorischen Muskeln entspannen.Daneben wird der Osteopath aber auch solche Dysfunktionen im Körper aufspüren,die auf den ersten Blick unabhängig von der allergischen Krankheit sind und womöglich in einer entfernten Körperregion oder -struktur auftauchen, die vermeintlich nichts mit einer Allergie oder dem Immunsystem zu tun haben. Nach osteopathischer Auffassung hängt im Körper nämlich alles zusammen, so dass funktionelle Störungen in einem Bereich auch Auswirkungen auf einen ganz anderen haben. Durch deren Beseitigung werden die Kräfte des Körpers mobilisiert und der gesamte Organismus kann wieder ins Gleichgewicht kommen. Die Osteopathische Behandlung kann andere Maßnahmen und Mittel wie Medikamente (z.B. Asthma-Spray) in der Allergiebehandlung nicht ersetzen. Sie versteht
sich als sanfte, nebenwirkungsfreie Ergänzung zu schulmedizinischen und alternativen Methoden, um das Immunsystem zu unterstützen, den gesamten Stoffwechsel zu verbessern und so Beschwerden zu lindern und das Wohlbefinden zu steigern.

Sanfte Griffe für eine starke Abwehr


Sanfte Griffe für eine starke Abwehr
Ein intaktes Immunsystem ist die Voraussetzung für Gesundheit und Wohlbefin-den. Es schützt uns vor schädlichen Umwelteinflüssen und Krankheitserregern. Doch nicht immer arbeitet unsere Abwehr, wie sie soll. Verschiedene Maßnahmen und Therapien können das Immunsystem unterstützen und seine Leistungsfähig-keit erhalten. Auch die Osteopathie kann dazu beitragen, indem sie Blockaden löst und so dem Körper wieder Energie für seine Selbstheilung zurückgibt.
Jeden Tag wird unser Körper mit verschiedenen Krankheitserregern und Fremd-stoffen wie Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten konfrontiert. Dass unser Körper in den meisten Fällen mit diesen Eindringlingen fertig wird, verdanken wir einem komplexen Abwehrsystem aus Zellen, Organen und Eiweißkörpern. Anhand be-stimmter Substanzen und Oberflächenmerkmale (Antigene) erkennt unser Immun-system körperfremde Stoffe, die z.B. über die Atemwege oder Verdauungsorgane in den Körper gelangen, und wehrt sie ab. Auch wenn fremde Zellen in den Körper eindringen, etwa durch eine Bluttransfusion oder Organtransplantation, oder wenn körpereigene Zellen krankhaft verändert sind, wird das körpereigene Abwehrsys-tem aktiv.
Die Immunabwehr besteht aus zwei Hauptsystemen, die eng miteinander vernetzt sind und sich gegenseitig ergänzen: das angeborene, unspezifische Immunsystem und das erworbene, spezifische Immunsystem. Das unspezifische Immunsystem kann Fremdkörper und viele Krankheitserreger bereits beim ersten Kontakt un-schädlich machen. Es ist für die Bekämpfung bakterieller Infektionen von großer Bedeutung. Neben zellulären und nichtzellulären (humoralen) Mechanismen unter-stützen auch Barrieren wie die Haut, der Magen mit dem Magensaft oder die Schleimhäute das unspezifische Immunsystem.
Im Gegensatz dazu entwickelt sich das spezifische Immunsystem erst durch die direkte Auseinandersetzung mit einem bestimmten Krankheitserreger. Beim ersten Kontakt mit einem Erreger werden Antikörper entwickelt, die ganz gezielt gegen diesen bestimmten Krankheitserreger gerichtet sind. Zudem bildet das Immunsys-tem während der Immunreaktion Gedächtniszellen und ist damit in der Lage, sich an die fremden Merkmale zu erinnern. Bei einem erneuten Kontakt mit diesem gleichen Krankheitserreger kann der Körper rascher und mit stärkerer Antikörper-produktion reagieren. Bei einer wiederholten Infektion mit dem gleichen Erreger treten irgendwann schwächere oder keine Krankheitssymptome mehr auf: Der Körper ist dann gegen diesen Erreger immun. Das Prinzip dieses „immunologi-schen Gedächtnis“ liegt auch Schutzimpfungen zugrunde.
Solange dieses System funktioniert, bietet es dem Körper einen starken Schutz- und Abwehrmechanismus. Der Körper hält sich durch seine Selbstheilungskräfte in einem gesunden Gleichgewicht. Durch Krankheiten, Stress, falsche Ernährung oder Gendefekte kann die Immunabwehr aber so geschwächt sein, dass Immunre-aktionen nur ungenügend oder gar nicht stattfinden oder sich sogar gegen gesunde körpereigene Strukturen wenden. Die Betroffenen sind besonders anfällig für Infek-te und neigen zu Allergien, Autoimmunerkrankungen oder Tumoren. Teilweise ar-beitet die körpereigene Abwehr auch anders als sie soll. So sind etwa allergische Reaktionen die Folge einer Überreaktion, durch die der Körper überempfindlich auf ein an sich harmloses Antigen reagiert, z.B. beim Kontakt mit Gräserpollen.
Thema: Immunsystem, März 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Die Osteopathie kann ein geschwächtes Immunsystem nicht direkt behandeln. Sie betrachtet und behandelt aber die Dysfunktionen die entstehen, wenn das Selbst-regulierungssystem versagt, und regt allgemein den Stoffwechsel an. Indem sie die Durchblutung und den Lymphfluss sowie die Funktion der Organe verbessert, die am Immunsystem beteiligt sind, wie z.B. von Milz, Thymus und Magen-Darm-Trakt, wirkt sie positiv auf das Immunsystem.
Zusammen mit weiteren Maßnahmen wie einer ausgewogenen Ernährung, einer stressfreien Lebensweise und regelmäßiger Bewegung und Abhärtung kann eine osteopathische Behandlung die Abwehrkräfte des Körpers unterstützen und seine Selbstheilungskräfte erhalten.
Abdruck honorarfrei.
Belegexemplar erbeten.
Thema: Immunsystem, März 2008

Das Immunsystem aus osteopathischer Sicht Interview mit Peter Wührl, D.O


Interview mit Peter Wührl, D.O.:
Das Immunsystem aus osteopathischer Sicht
Osteopath Peter Wührl gilt in Deutschland als Experte für den Bereich der so genannten viszeralen Osteopathie, jenen Teil der ganzheitlich manuellen Me-dizin, der sich der Behandlung der inneren Organe widmet.
Er ist Mitherausgeber der „DO. Deutsche Zeitschrift für Osteopathie“ und unterrichtet und praktiziert in Rhode Island, USA, und in Hamburg.
Der Frühling kommt und viele Allergiker fürchten den Heuschnupfen. Wieso lösen Pollen bei Allergikern Heuschnupfen aus?
Das liegt nicht nur an den Pollen. Wenn Leute allergisch auf etwas reagieren, dann spricht das in erster Linie dafür, dass ihr Immunsystem hyperaktiv ist. Es handelt sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion. Bei den einen wird sie durch Pollen ausgelöst, bei den anderen durch Hausstaub oder Katzenhaare. Es gibt verschie-dene Ideen dazu, warum ein Immunsystem überreagiert. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass es generell schon überlastet ist. Eine andere Überlegung ist, dass sich unser Immunsystem aufgrund der heutigen Hygienemaßnahmen nicht mehr mit so vielen Erregern auseinandersetzen muss und deswegen bei manchen Auslösern nicht mehr angemessen reagiert. Pollen und Hausstaubmilben und der-artige Allergene gab es schon immer. In letzter Zeit treten solche allergischen Krankheiten aber immer häufiger auf.
Ist die Immunreaktion bei solchen Allergenen vergleichbar mit der Reaktion bei viralen und bakteriellen Infekten?
Bei viralen und bakteriellen Infekten gehen wir davon aus, dass ein Bakterium oder Virus in den Körper eintritt und auch als etwas Körperfremdes bekämpft werden muss. Wir nehmen sie über den Darm oder die Lunge auf. Bei den Pollen ist es ja oft nur der Kontakt mit der Haut oder Schleimhaut, der eine Überreaktion hervor-ruft. Die reicht teilweise bis zum Schock, so dass zum Beispiel die Schleimhäute so stark anschwellen, dass man nicht mehr atmen kann. Bei bakteriellen oder viralen Infekten kommt es nur in Ausnahmefällen, wie z.B. bei der Vogelgrippe, zu solchen Überreaktionen. Bei einem Infekt macht der Körper meist alles richtig, das heißt er findet einen Weg mit einer Entzündung die Bakterien und Viren zu bekämpfen, die sonst Gewebsschäden im Körper verursachen. Eine Entzündung ist eine klassi-sche Abwehrreaktion. Die Tatsache, dass wir so viele Viren und Bakterien überle-ben können zeigt, wie gut unser Immunsystem normalerweise funktioniert.
Also haben wir auch ständig Entzündungen im Körper?
Ein Physiologe hat mal gesagt „Verdauung ist Entzündung“, das heißt immer wenn wir etwas zu uns nehmen, sei es über die Haut, die Lunge oder den Darm, dann reagiert der Körper in einer gewissen Weise mit einer Entzündung, weil das ja Fremdstoffe für uns sind. Diese müssen entweder umgebaut werden, damit sie uns entsprechen, z.B. muss fremdes Eiweiß in eigenes Eiweiß umgebaut werden. O-der, wenn sie für den Körper nicht verträglich sind, müssen sie isoliert und zerstört werden. Bakterien und Viren sind solche Stoffe, die lokal und auch systemisch im ganzen Körper zur Zerstörung führen können. Das Immunsystem ist die Instanz, die regelt, welche Fremdstoffe hinein gelassen und welche zerstört werden.
Thema: Immunsystem, März 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Was genau ist das Immunsystem?
Allgemein gesprochen ist das Immunsystem das, was uns erlaubt mit der Umwelt umzugehen. Wir alle brauchen Luft, Wasser und Nahrung und das Immunsystem als Kontaktstelle entscheidet, was gut und was schlecht für uns ist. Wesentlich für die Arbeitsweise des Immunsystems ist seine Fähigkeit sich zu erinnern. Wenn wir uns zum ersten Mal mit einem Virus auseinandersetzen, dann bildet unser Immun-system Antikörper. Bei einem zweiten Kontakt geht die Antikörperbildung dann viel schneller. Das ist auch das Prinzip hinter Impfungen. Deswegen müssen wir auch nicht jede Krankheit fünfmal durchleben, z.B. Kinderkrankheiten, sondern sind dank solcher Erinnerungszellen immun dagegen.
Eine wichtige Rolle nimmt dabei das Lymphsystem ein mit den Lymphknoten, Mandeln und Milz. In den Lymphknoten beseitigen Lymphozyten und Makrophagen Krankheitserreger und Fremdkörper, deswegen kommt es bei Infektionen zu Schwellungen der Knoten. Vor allem im Bereich des Magen-Darm-Trakts, wo sehr viele Fremdstoffe in den Körper gelangen, gibt es sehr viel lymphatisches Gewebe. Der Dünndarm mit den Peyer Plaques ist eine sehr wichtige Struktur im Immunsys-tem, denn die ganze Nahrung, die wir aufnehmen, nehmen wir im Dünndarm auf.
Das Immunsystem selbst besteht aus verschiedenen Teilen wie Blutzellen, Gewe-befaktoren und allem, was an solchen Entzündungs- und Abwehrreaktionen teil-nimmt.
Wie ist es möglich, etwas so Feinstoffliches wie das Immunsystem osteopathisch, also durch manuelle Manipulation zu beeinflussen?
Die Chemie und die Steuerung des Immunsystems finden natürlich auf einer mole-kularen Ebene statt. Wir können aber die Strukturen, die das Immunsystem aus-machen, beeinflussen. Ich gebe mal ein Beispiel: Ich glaube nicht, dass wir, wenn wir die Thymusdrüse behandeln, wo die T-Lymphozyten heranreifen, so sehr auf diesen Prozess einwirken können. Wir können aber die Grundfunktion der Thy-musdrüse beeinflussen. Und es ist aus meiner Sicht auch das Grundprinzip der Osteopathie, dass wir über eine mechanische Behandlung die gewebliche Vitalität beeinflussen können, das heißt, dass wir die Durchblutung sowie den venösen und lymphatischen Abtransport verbessern können. Wir können die Organe, die im Im-munsystem aktiv sind, unterstützen. Das ist zum Beispiel wichtig bei der Milz oder beim Dünndarm.
Was tun Sie als Osteopath um das Immunsystem eines Patienten zu stärken? Gibt es da einen speziellen Zugang?
Es gibt Patienten, die wiederkehrende Infekte haben, bei denen man das Immun-system grundsätzlich verbessern muss. Als Osteopathen können wir den Zusam-menhang zwischen den verschiedenen Bereichen besonders gut sehen und be-handeln. Nehmen wir einmal ein Kind, das viele Mittelohrentzündungen hat. Die Tuba auditiva hat Schleimhaut in sich und am Eingang zum Mund einen Ring mit lymphatischem Gewebe. Jetzt gibt es immer wieder Kinder, die zwar diese wieder-kehrenden Mittelohrentzündungen haben, aber gleichzeitig auch einen überlaste-ten Dünndarm. Wenn man die Kinder nach ihrer Ernährung fragt, berichten sie oft von einer einseitigen Ernährung mit Süßigkeiten und Pizza. Das Immunsystem und der Magen-Darm Trakt sind dann sehr überlastet oder hyperaktiv, weil sie ständig arbeiten müssen. Bei solchen Kindern, die eigentlich wegen Mittelohrentzündungen zu uns kommen, behandeln wir auch den Magen-Darm-Trakt und die Lunge, also alle Organe, die eine erste Barriere zur Umwelt bilden. Das kann die Immunaktivität im Mund und weitergehend bis zum Ohr entlasten.
Thema: Immunsystem, März 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Woran erkennen Sie, dass das Immunsystem überlastet ist? Gibt es typische Sym-ptome?
Die Leute sind schneller anfällig für Kleinigkeiten, haben oft Infekte, sind müde und nicht sehr leistungsfähig, Das sind die manchmal auch sehr unspezifischen Anzei-chen. Wenn dann jemand noch häufig Durchfall hat, dann sollte man mal nach Ma-gen und Darm schauen. Das ist natürlich nicht spezifisch im Sinne einer Differenti-aldiagnostik, aber bei vielen Leuten, die grundsätzlich gesund sind, sind das häufig die ersten Hinweise.
Eine Entzündung ist ja eine typische Immunreaktion. Was muss man bei der Be-handlung beachten?
Da muss man den Begriff unterscheiden. Eine Entzündung aufgrund eines viralen Infektes ist zum Beispiel ganzkörperlich. Eine Lungenentzündung beispielsweise behandle ich osteopathisch nicht allein. Aber es ist sehr hilfreich osteopathisch zu behandeln. Die osteopathischen Techniken müssen natürlich an das Gewebe an-gepasst sein. Und ich muss natürlich wissen, wann Osteopathie allein nicht reicht.
Wenn ich den Klassiker, die Appendizitis, nehme: Wenn ich da auf dieser Region herumdrücke und das dazu führt, dass der Appendix platzt, ist das grob fahrlässig. Gleichzeitig ist die Osteopathie ja an die Gewebsspannung angepasst und ich kann in einem frühen Stadium eventuell sogar durch eine Verbesserung des Ab-flusses in dieser Gegend eine Unterstützung bieten und manchmal helfen, dass es nicht zu einer persistierenden Entzündung kommt. Die Abstimmung mit dem be-handelnden Arzt ist hier sehr wichtig.
Was darf ich als Patient erwarten? Welche Wirkung kann so eine Behandlung er-zielen?
Nehmen wir noch mal dieses Kind mit den Mittelohrentzündungen. Wenn ich tat-sächlich etwas finde, was auch osteopathisch behandelbar ist, eben z.B. die Tuba auditiva. Die geht auch durch zwei kranielle Knochen hindurch. Wenn ich also gut kraniell gearbeitet habe, gut die Drainage im Mund- und Rachenbereich gemacht und auch noch den Darm und die Lunge behandelt habe, dann kann ich erwarten, dass die Häufigkeit zurückgeht und eventuell auch der Verlauf der Entzündung sich bessert.
Oder es gibt immer wieder Patienten, die nach einem Pfeifferschen Drüsenfieber unter einer gewissen Energielosigkeit leiden. Während der Krankheit waren Milz und vielleicht die Leber sehr geschwollen und möglicherweise hat sich die Umge-bung darum verfestigt. Dann aktivieren wir diese Organe über das Zwerchfell oder über eine Technik auf dem Organ selber und die Patienten berichten dann häufig, dass sie mehr Energie haben und dass das Leben wieder ein Stück einfacher wird. Wie schnell das geht, ist sehr individuell. Ich sage meinen Patienten immer, sie müssen innerhalb von 1-2 Wochen eine Veränderung spüren.
Von welchen Faktoren hängt denn der Erfolg noch ab? Was kann der Patient selbst tun, um sein Immunsystem zu unterstützen?
Die ganz grundlegenden Dinge sind genügend Schlaf, genug Ruhe, gutes Essen, ein glückliches Leben. Auch Bewegung spielt eine Rolle, weil sie ein wichtiger Mo-tor für den lymphatischen Transport ist. Das Immunsystem wird getragen vom hor-monellen System. Wenn wir uns ständig überlasten, ist das schwer für den ganzen Körper und natürlich auch für das Immunsystem. Es gibt Rhythmen im Körper und die respektieren wir manchmal nicht, wenn wir zu wenig oder zu den falschen Zei-ten schlafen.
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Was die Nahrung angeht, ist sie eine Herausforderung für den Körper. Die enthält oft auch, was der Körper nicht wirklich aufnehmen kann und das wird dann zur Be-lastung, z.B. zu viel Zucker oder Milchprodukte. Es gibt Untersuchungen darüber, dass manche Nahrungsmittel stärker eine entzündliche Reaktion hervorrufen im Darm als andere. Zum Beispiel bei Ölen ist das gut erforscht: es ist besser die kalt gepressten Öle zu nehmen, weil sie für den Körper einfacher zu verarbeiten sind. Ich gebe nur selten Ratschläge zur Ernährung, weil das eine sehr individuelle Sa-che ist. Aber es gibt Dinge, die allgemein gelten. Man muss sehr vorsichtig sein mit den Giften, die man zu sich nimmt wie Alkohol und Nikotin. Ansonsten sollte man auf eine breit angelegte, abwechslungsreiche Ernährung achten.
Als heiß diskutiertes Thema sind noch die Impfungen zu nennen. Gerade bei Kin-dern stellt sich die Frage, ob sie in einer Welt, die so hygienisch ist, noch die Chance bekommen sich mit bestimmten Erregern auseinander zusetzen. Es ist ja recht umstritten, ob sich Impfungen tatsächlich so gut zur Entwicklung der Immuni-tät eignen. Hier muss man auch den manchmal fast inflationären Gebrauch von Antibiotika nennen. Natürlich ist es überhaupt nicht gut für den Darm oft Antibiotika zu nehmen. Es gibt eben auch Entwicklungen im medizinischen Bereich, die durchaus umstritten sind.
Wie stehen sie denn als Therapeut zu Impfungen?
Also wir in unserem osteopathischen Zentrum hier in Hamburg versuchen gut mit Kinderärzten zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig wollen wir den Leuten ein stück-weit die Angst nehmen. Die Eltern sind in da in einer Zwickmühle. Alle operieren mit Angst, die Befürworter reden von gefährlichen Krankheitsfolgen, die Gegner von Impfschäden. Beides sind reale Möglichkeiten. Ein Problem, das ich sehe, ist, dass es bei den Befürwortern nicht um den Einzelfall geht, sondern darum Epide-mien zu verhindern. Das muss man als Argument gelten lassen, es ist natürlich nicht das, was einer Mutter oder einem Vater hilft.
Ich würde meine Kinder so wenig wie möglich impfen und vor allem nicht mehr als drei Erreger gleichzeitig. Da bin ich sehr kritisch, es gibt keinen Grund Kinder bevor sie sexuell aktiv sind oder Bluttransfusionen bekommen, gegen Hepatitis B zu imp-fen. Wenn man aber nicht impft, müssen diese Kinder, wenn sie dann diese Krank-heit haben, gut unterstützt und versorgt werden. Das muss gewährleistet sein.
Welchem Einfluss hat das Immunsystem für die osteopathische Behandlung ande-rer Funktionsstörungen?
Wenn jemand ein geschwächtes Immunsystem hat, das nicht gut reagieren kann, dann wird es schwierig in den anderen Bereichen zu behandeln und die gleichen Erfolge zu erwarten. Was wir als Osteopathen machen, das unterstützt lokal den Stoffwechsel. In gewisser Weise helfen wir dem Körper eine Entzündung erfolg-reich durchzuführen, indem wir eine bessere Durchblutung, einen besseren Ab-transport usw. gewährleisten. Es kann auch sein, dass man so die Entzündung zunächst verstärkt, aber immer mit dem Ziel, dass die Entzündung das Problem auch löst. Dies erklärt teilweise auch die Erstverschlimmerung nach Behandlungen.
Eine osteopathische Behandlung braucht auch die Mitarbeit des Immunsystems im lokalen Gewebe. Wenn das nicht gut funktioniert, dann werden wir nicht den glei-chen Erfolg haben.
Also behandelt der Osteopath auch immer das Immunsystem mit?
Eigentlich schon, weil sie immer lokal geweblich behandeln. Wir haben in jedem Gewebe unabhängig von Blutzellen und dergleichen auch eine lokale gewebliche Immunität. Das ist eine der wichtigsten immunologischen Strukturen, die wir haben. In den Faszien, im Bindegewebe, also auch zwischen den Zellen haben wir eine
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hohe Abwehrkompetenz. Das ist natürlich etwas, das wir ganz automatisch immer mitbehandeln. Und eigentlich ist es das Prinzip der Osteopathie: die Selbsthei-lungskräfte des Gewebes aktivieren. Und einer der wichtigsten Pfeiler dieser Selbstheilung sind eben die Immunstrukturen.
Herr Wührl, besten Dank für das Gespräch.
Abdruck honorarfrei.
Belegexemplar erbeten.
Thema: Immunsystem, März 2008

Osteopathische Begleitung kieferorthopädischer Eingriffe

Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Osteopathische Begleitung kieferorthopädischer Eingriffe
Immer mehr Zahnärzte und Kieferorthopäden schätzen die Wirkung der Osteopathie. Die Methode ist vor allem zur Diagnose und Unterstützung einer kieferorthopädischen Behandlung gut geeignet. Arbeiten Osteopath und Zahnarzt zusammen, können die Therapiedauer verkürzt und bessere Ergebnisse erzielt werden.
Während des gesamten Lebens ändert sich die Zahnstellung und reagiert damit auf eventuelle Veränderungen in Haltung und Belastung im Körper. In der Wachstumsphase vor und während der Pubertät, aber auch später stellt sich das Gebiss so auf innere und äußere Einflüsse ein. Nackenspannungen, die sich über die Hals- und Kaumuskulatur bis hin zum Unterkiefer fortsetzen, oder aber kieferorthopädische Korrekturen, Brücken und Zahnersatz können kleinste Stellungsveränderungen der Zähne herbeiführen. So leiden Skoliose-Patienten auch häufig an einem Fehlbiss, während Parodontitis das Risiko für Kreislauferkrankungen, Schlaganfall, Frühgeburten und eben Kieferfehlstellungen erhöht.
Bei einigen Krankheitsbildern, wie z.B. Tinnitus, werden deshalb immer häufiger auch Zahnmediziner konsultiert um Fehlbisse als mögliche Ursache zu erkennen und zu behandeln. Mittlerweile werden Kinder, die gerade den Wechsel zum bleibenden Gebiss vollziehen, bei vorliegender Fehlstellung kieferorthopädisch behandelt, auch wenn noch gar keine Beschwerden vorliegen. Meist werden hierzu Zahnspangen oder Schienen eingesetzt, die über unterschiedliche Mechanismen den Biss korrigieren. Allerdings können so neuartige Spannungen im Kieferbereich entstehen, die beispielsweise zu Kopf- und Nackenschmerzen führen können.
Eine osteopathische Begleitung der kieferorthopädischen Behandlung kann dazu beitragen diese Spannungen zu mindern und ermöglicht so eine beschwerdeärmere und kürzere Therapie. Idealerweise wird die anstehende Behandlung osteopathisch vorbereitet. Der Osteopath untersucht dazu Spannungszustand und Beweglichkeit der Muskulatur und Gelenke und befreit die Schädelnähte und den gesamten Hals- und Nackenbereich von funktionellen Störungen und Spannungen. So wird eine ideale Grundlage für die kieferorthopädische Behandlung geschaffen. Treten in deren Verlauf Spannungen auf, kann der Osteopath diese lösen und die Beweglichkeit wieder herstellen, damit die kieferorthopädischen Maßnahmen erfolgreich wirken können.
Die Ausbildung von Kieferfehlstellungen wird häufig mit der Geburt in Verbindung gebracht, wenn etwa der Unterkiefer des Ungeborenen oft lange gegen dessen Brust gedrückt wird. Idealerweise sollten Säuglinge besonders nach schwierigen Geburten osteopathisch untersucht werden. So können Fehlstellungen und Asymmetrien bereits frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Thema: Gebiss und Kiefergelenk Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Eine osteopathische Untersuchung bietet sich auch immer bei Kiefer- und Gebissproblemen an, bei denen zunächst keine klare Ursache zu ermitteln ist. Wenn die üblichen Schienentherapien mit physiotherapeutischer Begleitung keine Erfolge zeigen, kann die Osteopathie oft helfen die Ursache ausfindig zu machen.
Die Osteopathie kann eine Kieferfehlstellung nicht selbstständig behandeln, die Zusammenarbeit mit einem Zahnarzt oder Kieferorthopäden trägt aber zu einem größeren Therapieerfolg und mehr Lebensqualität des Patienten bei. Nach einer Behandlung kann es aber immer, auch ohne eine osteopathische Behandlung, zu Rezidiven der alten Zahnstellung kommen. Der Osteopath wird den Patient hierüber aufklären und mit dem behandelnden Arzt zusammen möglichen Maßnahmen abwägen.
Abdruck honorarfrei.
Belegexemplar erbeten.
Thema: Gebiss und Kiefergelenk

Interview mit dem Sportosteopathen Joachim Kaufmann


Interview mit dem Sportosteopathen Joachim Kaufmann
Joachim Kaufmann lebt mit seiner Familie in Bergen, Norwegen, wo er
praktiziert und unterrichtet. Er betreut unter anderem den norwegischen
Fußballmeister Brann Bergen und die deutsche Basketballnationalmannschaft.
Nach seiner Physiotherapieausbildung begann Joachim Kaufmann
1989 eine osteopathische Ausbildung und parallel eine Ausbildung in
Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM). Nach dem Titel D.O. im Jahre
1997 erlangte er in Großbritannien 2000 den Abschluss Bachelor und vier
Jahre später den Master. Heute schreibt er an seiner Doktorarbeit an den
Universitäten Oslo und Bergen über den Stellenwert des Fußes in der
Osteopathie.
Wie sind Sie zur Osteopathie gekommen?
Ich hab seinerzeit beim Olympiastützpunkt in Berlin gearbeitet und ausschließlich
Hochleistungssportler behandelt. Ich bin eigentlich immer auf der Suche gewesen nach Behandlungstechniken, mit denen ich schneller zum Erfolg
komme. Denn Sportler stehen ja immer unter Zeitdruck. Am besten müssen sie nach der ersten Behandlung gesund rausgehen können. Wenn sie eine Verletzung
nach einem Inversionstrauma oder nach einem Muskelfaserriss haben, gehen Sportler auch viel früher in Belastungen wieder rein, was ein normaler
Patient gar nicht kann.
Ich habe dann einen Kurs zum Thema „Der Fuß im Sport“ besucht, der von
zwei Osteopathen geleitet wurde. Da haben wir alles Mögliche kennen gelernt,
unter anderem eben Osteopathie, aber auch Akupunktur und Homöopathie usw. Drei Monate später sah ich eine Anzeige für die erste Ausbildung in Osteopathie,
wie sie in Deutschland angeboten wurde, und meldete mich an. Parallel habe ich meine Ausbildung in chinesischer Medizin in Norwegen gemacht.
Das ist die Spezialität, mit der ich arbeite, weil ich über Puls- und Zungendiagnose den Energiezustand des Patienten messe und ihn gleichzeitig mitkorrigiere, wenn ich osteopathisch behandle.
Sie haben damals als Physiotherapeut angefangen?
Genau, ich habe als Physiotherapeut beim Olympiastützpunkt gearbeitet und
als ich mit der Akupunkturausbildung fertig war, auch unheimlich viel mit Akupunktur
behandelt. Aber damit habe ich aufgehört als ich dann mit der Osteopathie
fertig war.
Also jetzt ist es eine Kombination aus Osteopathie und Traditioneller Chinesischer
Medizin?
Ja. Traditionell chinesisch denke ich auch immer, wenn die Patienten mir Symptome
erzählen. Das bereichert sozusagen die anamnestische Bandbreite und
ich kann schneller zuordnen, wo das Problem sitzt. Aber ich korrigiere sozusagen
nur osteopathisch.
Und wie ergänzen sich diese beiden Herangehensweisen?
Optimal. Ich kann mit der Pulsdiagnose sehr gut die Therapielokalisation machen.
Wenn ich erst den Patienten energetisch stabilisiere oder balanciere,
klappen auch die anderen Sachen, die ich osteopathisch mit dem Patienten
machen möchte, viel besser. Es geht dann schneller, den Patienten symptomfrei
zu machen oder osteopathisch zu korrigieren.
Sie praktizieren heute in Norwegen. Wie kam es dazu?
Ich bin vor fünf Jahren nach Norwegen ausgewandert, komme ab und zu nach
Berlin um in meiner weiterhin bestehenden Praxis nach dem Rechten und meine
alten Patienten wieder zu sehen. Hier arbeiten sechs fertig ausgebildete
Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Thema: Osteopathie und Sport, Juni 2008
Osteopathen und einige Physiotherapeuten. Die Kollegen sind teilweise freie
Mitarbeiter, teilweise fest angestellt.
Dass es Norwegen geworden ist liegt daran, dass meine Frau Norwegerin ist.
Und ich bin damals aus Stress dorthin gegangen. Mein damaliger Kompagnon
war tödlich verunglückt und ich hatte zwei REHA-Zentren allein zu betreuen.
Das hat mich aufgefressen. Dann hab ich irgendwann einen Schlussstrich gezogen
und bin weg, nachdem eines der Zentren verkauft wurde.
Was für eine Stellung hat denn die Osteopathie in Norwegen?
In Norwegen gibt es etwa 250 Personen, die osteopathisch arbeiten. Die rechtliche
Grundlage ist erstmal eine ganz andere, denn in Norwegen ist alles erlaubt,
was nicht verboten ist. Und dem entsprechend kann man dort einfacher
mit einer neuen Behandlungsmethode arbeiten. In der zweitgrößten Stadt in
Norwegen, in Bergen, wo ich arbeite, gab es damals keinen einzigen Osteopathen.
Das heißt ich konnte das mit meiner Frau, die auch Osteopathin ist,
aufbauen und das wurde sehr gut von den Patienten in extrem kurzer Zeit angenommen.
Wir mussten sehr viel informieren. Und durch die Zusammenarbeit
mit den Ärzten und anderen Therapeuten haben wir uns dort gut etablieren
können. Wir sind jetzt mittlerweile zu viert, also vier fertig ausgebildete Osteopathen
und in der Stadt arbeiten noch vier weitere, von denen drei aber noch in
der Ausbildung sind.
Sie betreuen auch eine Reihe von Top-Sportlern, unter anderem Dirk Nowitzki
oder den Norwegischen Fußballmeister Brann Bergen. Wie kam es
dazu? Über Ihre Arbeit auf dem Olympiastützpunkt?
Nein, ich hatte damals mehr Kontakte zur Leichtathletik. Ich habe zuerst die
Mehrkämpfer der deutschen Nationalmannschaft betreut, dann die Leichtathletikjunioren.
Und die wollten dann von mir, dass ich zu allen sechs wichtigen
Meetings und Wettkämpfen, die sie haben, eine feste Zusage für das folgende
Jahr mache. Ich habe seinerzeit ziemlich viel Osteopathie unterrichtet und sagte,
das kann ich nicht gewährleisten. Daraufhin haben wir die Zusammenarbeit
beendet. Im Jahr 2000 hat ein Freund von mir, mit dem ich die Osteopathieausbildung
gemacht hatte, mich gefragt ob ich nicht bei der Betreuung der
Basketball Nationalmannschaft einsteigen möchte. Ich hatte seit 1993 Alba
Berlin betreut und da war es relativ leicht, weil seinerzeit die Hälfte der Nationalmannschaft
von Alba kam und so habe ich auch Dirk Nowitzki kennen gelernt.
Und zu der Mannschaft in Bergen kam ich, weil ich damals der einzige
Osteopath dort war.
Und wie bringen Sie das alles unter, wenn Sie teilweise in Norwegen und
Berlin arbeiten und Sportler wie z.B. Nowitzki in Amerika spielen? Behandeln
Sie nach Bedarf oder lassen sich da regelmäßige Termine einrichten?
Ich war vor kurzem bei einem Osteopathiekongress in Dallas, da spielt ja auch
Dirk Nowitzki. Er hat sich zwei Tage vor dem Kongress verletzt und es ging
durch die Presse, dass er so schwer verletzt sei, dass die Olympiaqualifikation
gefährdet sei. Ich konnte ihn dann da an drei aufeinander folgenden Tagen
behandeln und er hat dann kurz darauf wieder spielen können. Das ist jetzt ein
Ausnahmefall, denn eigentlich bekommt er keine regelmäßige osteopathische
Behandlung während der Saison. Ich hab ihm jetzt aber dort einen Osteopathen
besorgt.
Ansonsten ist es manchmal eben ziemlich ungünstig. Wenn ich hier in Deutschland
mit der Basketball Nationalmannschaft unterwegs bin, dann bin ich nicht in
Bergen und dann kann ich nicht für die Fußballer da sein oder andere Athleten,
wie zum Beispiel Geher auf Weltklasseniveau, die ich dort betreue.
Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Thema: Osteopathie und Sport, Juni 2008
Was kann die Osteopathie für Sportler leisten?
Dass wir unseren Schwerpunkt auch in Richtung Zusammenhängen sehen,
macht es uns so einfach Problemzonen komplexer zu behandeln. Ich habe natürlich
den Vorteil, dass ich vorher Physiotherapeut gewesen bin, um die
Schwächen der Osteopathie kompensieren zu können. Alles was mit Training
zu tun hat oder Muskelaufbau, das gehört nicht zur Osteopathieausbildung.
Das ist die Schwäche der Osteopathie.
Wie gestaltet sich denn die Zusammenarbeit mit Ärzten oder Masseuren?
Die Basketballnationalmannschaft wird zum Beispiel von mehreren Mannschaftsärzten
und drei Osteopathen betreut. Wir haben keinen Masseur und
keinen Physiotherapeuten. Deswegen ist natürlich die Arbeit, die wir dort leisten,
extrem osteopathisch geprägt. Und die Ärzte haben unterschiedliche Qualifikationen,
zum Beispiel ist der Hauptarzt Chirurg und Notfallmediziner, der
kennt sich sehr gut aus mit den Dingen, die wir brauchen. Wir haben aber auch
einen unter den Ärzten, der Chirotherapeut ist und auch viel im Sport arbeitet.
Haben sich denn Osteopathen mittlerweile in der Betreuung von Mannschaften
und Spitzensportlern etabliert?
Ja, kann man so sagen. Ich bin jetzt in Bergen in der zweiten Saison dabei. Die
hatten anfangs unheimliche BerührungsaÅNngste. Die dachten, ich will denen was
wegnehmen. Sie hatten vorher eine Zusammenarbeit mit einem Osteopathen,
der immer eingeflogen ist, um dort Behandlungen durchzuführen. Die haben
richtig Ärger miteinander gekriegt. Ich hab da glücklicherweise einen anderen
Zugang und komme mit denen jetzt perfekt aus. Wir haben eine sehr gute
Kommunikation.
Was ist bei der Behandlung von Sportler anders als bei einem Durchschnittspatienten?
Also vom Behandlungsablauf her gibt es keinen Unterschied. Aber von den
Ratschlägen die ich gebe. Die meisten Patienten sind ja vom Prinzip her nicht
so motiviert ihr Leben zu verändern. Die Sportler sind durch die Leistungsbereitschaft,
die sie haben, und weil sie so schnell wie möglich auch wieder aufs
Spielfeld wollen, viel eher bereit Ernährungsumstellungen oder Übungen zur
Verbesserung ihres Zustandes konsequenter durchziehen.
Also sind Sie auch über das manualtherapeutische hinaus beratend tätig?
Ich bezeichne das immer als osteopathisches Management und das gehört für
mich genauso mit dazu. Das wird auch ein Bestandteil meiner jetzigen Doktorarbeit
sein.
Bei der Behandlung von Sportlern sind ja andere Sachen wichtig, wie zum
Beispiel die Nachbehandlung nach sportlichen Belastungen, auch in Hinblick
auf Rekonvaleszenz-Zeiten usw.
Bei den Fußballern in Bergen ist es so, dass sie auch Masseure, Ärzte, Physiotherapeuten
und Manualtherapeuten parallel zu mir haben. Und dort bekommen
sie alles was pflegerisch notwendig ist. Hier kommen sehr viele präventiv
zu mir zur Behandlung. Übrigens gibt es auch unter meinen normalen Patienten
viele die präventiv kommen. Deswegen versuche ich auch die Praxis so zu
organisieren, damit ich zur Not auch einen Patienten noch hinten ranhängen
kann. Denn ich glaube, dass die Osteopathie gerade bei akuten Problemen
eine der besten Möglichkeiten bietet. Viele vermitteln den Eindruck, dass die
Osteopathie besonders bei chronischen Komplikationen hilft, aber das liegt
daran, dass die Osteopathen als Therapeuten in der Regel als Letzte gewählt
werden. Zum Beispiel beim Dirk Nowitzki war das ein akutes Problem, bei dem
Osteopathie gut geholfen hat.
Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Thema: Osteopathie und Sport, Juni 2008
Machen Sie selbst auch Sport oder bleibt ihnen dafür keine Zeit mehr?
Naja, eine Stunde am Tag muss schon sein. Ich laufe gern, früher habe ich
auch Triathlon gemacht, aber dafür bleibt mir keine Zeit. Und in Norwegen habe
ich jetzt angefangen zu klettern und Kajak zu fahren.
Herr Kaufmann, vielen Dank für dieses Interview.
Abdruck nur mit vorheriger Genehmigung.
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Kiefer, Schädel, Tinnitus: Zusammenhänge verstehen und behandeln


Kiefer, Schädel, Tinnitus: Zusammenhänge verstehen und behandeln
Pfeifen, Rauschen, Klopfen – lästige Geräusche im Ohr tauchen nicht nur nach lauten Konzerten auf. Organische Erkrankungen, Fehlspannungen oder ein falscher Biss können ebenfalls zu einem Tinnitus führen. Doch nicht immer werden diese Zusammenhänge berücksichtigt. Mit ihrer ganzheitlichen Diagnostik hilft die Osteopathie mögliche Ursachen aufzudecken und so die Therapiechancen zu verbessern.
Tinnitus aurium bezeichnet die akustische Wahrnehmung von Geräuschen, die nicht auf objektiv wahrnehmbare Quellen zurückzuführen sind: die Pfeif-, Zisch- oder Knacklaute basieren auf einer gestörten Hörfunktion und sind von anderen Personen nicht zu hören. Tinnitus beschreibt allerdings keine akustischen Halluzinationen und ist auch keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom anderer Störungen. Oft verschwindet das lästige Geräusch nach einiger Zeit von selbst. Wird es aber chronisch, weist das auf andere Dysfunktionen im Körper hin. Als Ursachen kommen zum Beispiel Lärmschäden, Erkrankungen wie Morbus Menière (Drehschwindel) oder Stress in Betracht. Daneben können Probleme im Bereich der Halswirbelsäule oder auch im Zahn-Kiefer-Bereich einen Tinnitus auslösen oder verstärken.
Denn Mittelohr und Kiefergelenk liegen nah beieinander. Zugleich ist der Kauapparat eng mit der Halswirbelsäule über Muskeln, Sehnen und Nerven verbunden. Durch eine angeborene Zahnfehlstellung oder Zahnprothesen kann ein Fehlbiss vorliegen, der großen Druck auf die entlanglaufenden Blutgefäße und Nerven ausübt und so neben anderen Beschwerden auch Tinnitus oder Kopfschmerzen verursacht. Dieser Zusammenhang wird bisher selten erkannt, so dass sich die Behandlung meist auf Medikamente und Infusionen beschränkt. Die Wirksamkeit einer solchen Therapie mit Vitamin-E-Präparaten oder durchblutungsfördernden Mitteln ist nicht nur umstritten, die Präparate sind auch teuer und können mit Nebenwirkungen einhergehen. Vor allem für einen langfristigen Einsatz bei einem chronischen Tinnitus sind sie deshalb nicht geeignet.
Tinnituspatienten sollten möglichst schnell alle in Frage kommenden Ursachen abklären lassen. Die diagnostischen Techniken der Osteopathie bieten sich hierfür an, da der Körper in seiner Gesamtheit untersucht wird und so Zugkräfte und Verspannungen in anderen Körperregionen aufgedeckt werden können. Der Osteopath untersucht ausgehend vom Kopf mit den Schädelnähten, die Kiefer- und Nackenregion und den restlichen Körper um Dysfunktionen und ihre Zusammenhänge aufzuspüren. Lässt sich so zum Beispiel eine Kieferfehlstellung als Ursache ermitteln, wird mit der Korrektur des Bisses durch eine Schiene und durch Entlastung der Spannungen im Kiefer- und Wirbelsäulenbereich meist auch der Tinnitus behoben. Der Osteopath wird hierzu eng mit einem Kieferorthopäden zusammenarbeiten.
Thema: Gebiss und Kiefergelenk Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Nicht immer lassen sich Ursachen finden und behandeln. Zwar gewöhnen sich Schätzungen zufolge mehr als die Hälfte der chronischen Tinnituspatienten an die Geräusche und fühlen sich durch sie nicht mehr in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Doch für die anderen kann sich das ständige Geräusch auch zu einer regelrechten Krankheit entwickeln, die Schlafstörungen, Angstzustände oder Depressionen mit sich ziehen kann. In diesem Fall sollte eine psychologische Betreuung in Anspruch genommen werden. Osteopathische Techniken und Entspannungsübungen können helfen das Wohlbefinden zu steigern und die Symptome zumindest zu lindern.
Insgesamt gibt es über den Tinnitus, seine Ursachen und seine Behandlung nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse. Oft lassen die Selbstheilungskräfte des Körpers die Symptome von selbst wieder abklingen. Wichtig ist ein rasches Handeln, da die Heilungschancen bei Tinnitus umso größer sind, je früher mit der Therapie begonnen wird. Deshalb ist es notwendig frühzeitig mögliche Ursachen abzuklären. Die Osteopathie kann helfen Zusammenhänge aufzudecken, Selbstheilungskräfte zu stimulieren und Linderung zu verschaffen.
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Thema: Gebiss und Kiefergelenk

Fehlbiss, mehr als ein kosmetisches Problem Verband der Osteopathen Deutschland e.V.


Fehlbiss, mehr als ein kosmetisches Problem
Schöne, gepflegte Zähne gelten als Statussymbol. Die kieferorthopädische Korrektur schiefer Zahnreihen und Fehlbisse wird vor allem bei Kindern und Jugendlichen heute häufig angewandt. Ein Fehlbiss ist aber oft kein rein kosmetisches Problem, sondern kann zu ernsthaften Dysfunktionen im gesamten Körper führen. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz hilft die Osteopathie die Ursachen und Zusammenhänge aufzuspüren und zu behandeln.
Die meisten Menschen besitzen keine ideale Verzahnung von Ober- und Unterkiefer, Störungen der Okklusion (Biss) sind aber nur in seltenen Fällen angeboren, wie z.B. bei einer Hasenscharte. Meist resultiert der Fehlbiss aus Entwicklungsstörungen, Unfällen, Zahnausfall oder fehlerhaften Füllungen und Zahnersatz. Häufig findet sich auch eine Haltungsstörung, wie etwa ein Beckenschiefstand, der bis auf die Kiefermuskulatur wirkt. Der Körper kann kleinere Asymmetrien und Störungen aber gut kompensieren, so dass ein veränderter Biss bald wieder als normal wahrgenommen wird. Zum Beispiel wird ein Patient eine nicht sauber abgeschliffene Füllung zunächst als störend empfinden, sich aber schnell daran gewöhnen. Die Veränderung muss aber durch die angrenzenden Strukturen kompensiert werden, was zu Fehlspannungen führen kann.
Der Körper versucht so weiterhin funktionsfähig zu bleiben, also z.B. das Kauen, Sprechen und Schlucken zu gewährleisten. Solche Kompensationsprozesse können sich über lange Zeiträume erstrecken, in denen Fehlspannungen nicht wahrgenommen werden und sich keine Beschwerden zeigen. Sehr häufig sind es dann Stresssituationen, in denen die Betroffenen schließlich mit bisher unbekannten Symptomen konfrontiert werden, wie etwa starken Kopfschmerzen, Schulter- und Rückenbeschwerden, Tinnitus oder auch Gleichgewichtsproblemen.
Diese Beschwerden werden unter dem Überbegriff Kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD) zusammengefasst. Eine Störung der Okklusion führt nicht zwangsläufig zu einer CMD. Besteht eine CMD, ist sie aber sehr oft auf eine Bissstörung zurückzuführen, wie neuere Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) belegen. Dabei geht es nicht nur um den statischen Biss, sondern auch um die dynamische Okklusion, d.h. die Kaubewegungen der Kiefer, die über Bänder und Muskeln möglicherweise schmerzhafte Zugwirkungen auf die Schläfen oder den Nacken ausüben. Die Korrektur des Fehlbisses behebt häufig auch die Beschwerden. Osteopathische Techniken, die ausschließlich mit den Händen ausgeführt werden, können die kieferorthopädische Therapie dabei unterstützen und beschleunigen.
Obwohl die funktionellen Zusammenhänge zwischen der Kaumuskulatur und –gelenken und dem restlichen Körper in der Medizin lange bekannt sind, werden die Symptome oftmals nicht mit einer CMD in Verbindung gebracht. Wenn die Ursache nicht erkannt wird, bleibt vorerst nur die Behandlung der Symptome. Der Patient selbst sucht dann typischerweise erst beim Neurologen Hilfe für seine „Migräne“ oder konsultiert einen Orthopäden wegen seiner Rückenschmerzen. Viele Patienten leiden
Thema: Gebiss und Kiefergelenk Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
jahrelang unter Schmerzen bis eine CMD diagnostiziert und entsprechend behandelt wird. Manchmal ist es der Osteopath, an den sich chronische Schmerzpatienten oft wenden, der bei seiner Erstuntersuchung diesen Zusammenhang erst aufdeckt.
Der Osteopath kann mit seinen diagnostischen Möglichkeiten vor der Behandlung eines Fehlbisses alle anderen Einflussgrößen untersuchen und mit speziellen Techniken behandeln, also z.B. die Zugwirkung eines schiefen Beckens reduzieren. Besonderes Augenmerk richtet der Osteopath dabei auf die Kiefer- Hals und Nackenmuskulatur und die Schädelnähte (Suturen). Diese sind meist betroffen und müssen frei von Spannungen sein. Zur Behandlung eines Fehlbisses reicht die osteopathische Therapie jedoch allein nicht aus. In der zahnärztliche Behandlung kommen häufig Spangen (während des Wachstums) und Schienen zum Einsatz, deren Wirkung die Osteopathie unterstützen kann. Teilweise sind auch umfangreiche Zahnsanierungen, kieferorthopädische oder chirurgische Maßnahmen notwendig, um den Biss zu korrigieren. Hier kann der Osteopath die Heilungsprozesse begleiten. Zusammen mit dem Zahnarzt oder Kieferorthopäden kümmert er sich auch um die Aufklärung des Patienten, zeigt ihm Bissübungen und gibt ihm Tipps zur Ernährung und Entspannung.
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Thema: Gebiss und Kiefergelenk

Kopfschmerzen nach dem Unfall – Schleudertrauma und seine Folgen

Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Kopfschmerzen nach dem Unfall – Schleudertrauma und seine Folgen
Mehr als 400.000 Verkehrsunfälle mit Personenschaden erfasst die Polizei in Deutschland jährlich. Die häufigste Verletzung: Schleudertrauma, das sich häufig mit Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen und Übelkeit äußert. Neben einer kurzfristigen Ruhigstellung der Hals- und Nackenmuskulatur hat sich hier vor allem die Osteopathie bewährt.
Der Begriff Schleudertrauma bezeichnet nicht nur die Diagnose, sondern gleichzeitig den Unfallsmechanismus. Meist handelt es sich um die Folge eines Auffahrunfalls, der Betroffene sitzt dabei im vorderen Fahrzeug. Der Zusammenstoß erfolgt unerwartet von hinten, wobei eine starke Kraft auf den Nacken einwirkt, so dass der Kopf schnell nach vorne und wieder nach hinten geschleudert wird. Die Muskeln können die Beschleunigungskräfte nicht abbremsen, es kommt zu einer Zerrung. Auch bei Kletter- und Tauchunfällen können ähnliche Reaktionen auftreten.
Da der gesamte Kopf- und Nackenbereich eine hohe Nervendichte besitzt, kann eine Verletzung zu einer Vielzahl von Beschwerden führen. Diese zeigen sich meist erst nach einigen Tagen: Typischerweise handelt es sich um Kopfschmerzen, die bis in den Nacken reichen, Sehstörungen, Schwindelgefühle und Übelkeit. Daneben sind neurologische Störungen wie Kribbeln im Arm, Atem- und Schluckbeschwerden, aber auch Reizungen von Speiseröhre und Magen möglich. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Faszien, dünne bindegewebige Häute, die den ganzen Körper miteinander verbinden. Das Schleudertrauma kann einen regelrechten Abdruck in den Faszien hinterlassen und aufgrund der Verbindung der Faszien untereinander aus dem Schädel- und Nackenbereich zum Beispiel bis zu den Organen weitergeleitet werden und hier Funktionsstörungen verursachen.
Die angegebenen Symptome, die Unfallgeschichte und die körperliche Untersuchung bilden die Basis für die Diagnose. Eine Gehirnerschütterung, Knochenbrüche, Gelenksverletzungen oder andere schwerwiegende Verletzungen müssen nach dem Unfall durch Prüfung des Nervstatus, Röntgenuntersuchungen und eventuell auch einer Kernspin-Tomografie ausgeschlossen werden.
Während früher zur Therapie eine Halskrause verordnet wurde, gilt mittlerweile, dass eine lange Schonung den Heilungsprozess eher verzögert. Empfohlen wird daher nach einer kurzen Schonzeit von bis zu drei Tagen wieder alltägliche Aufgaben zu übernehmen und parallel mit krankengymnastischen Übungen und einer manuellen Therapie zu beginnen.
Eine osteopathische Behandlung zeigt hier gute Erfolge und kann zum einen helfen, die Muskulatur zu entspannen, die Beweglichkeit der Halswirbelsäule wieder herzustellen und Kopfschmerzen zu beheben. Zum anderen kann die Osteopathie Übelkeit und Schwindelgefühle als Folge einer Verletzung der Nervenrezeptoren lindern.
Thema: Kopfschmerzen Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Unbehandelt können sonst Beschwerden lange bestehen bleiben oder sie zeigen sich erst sehr viel später, wenn die primären Symptome bereits abgeklungen sind. Denn ein Faszienabdruck bleibt auch bestehen, wenn sich die Nackenmuskulatur und die Bänder wieder entspannt haben, und kann sich in ganz anderen Bereichen des Körpers bemerkbar machen.
Der Osteopath sucht gezielt nach solchen Spannungen und folgt ihnen mit seinen Händen. So kann er Zusammenhänge und Ursachen erspüren und Fehlfunktionen beheben.
Auch wenn keine Symptome mehr bestehen, lohnt sich eine osteopathische Nachbehandlung eines Schleudertraumas um Spätfolgen vorzubeugen: eine bestehende Fehlspannung in diesem Bereich kann z.B. weiterhin Kopfschmerzen verursachen.
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Thema: Kopfschmerzen

Osteopathie bei ernährungsbedingten Kopfschmerzen

Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Osteopathie bei ernährungsbedingten Kopfschmerzen
Kopfschmerzen sind, wie andere Schmerzen auch, Signale des Körpers, die richtig gedeutet werden müssen, um sie wirksam zu bekämpfen. Oft kann dabei der detektivische Spürsinn eines Osteopathen helfen.
Martin S. ist 48 Jahre alt und als Vertriebsleiter in einem mittelständi-schen Unternehmen fast rund um die Uhr aktiv. Er ist viel unterwegs, betreibt Sport, benötigt wenig Schlaf, wie er meint, und leidet seit Jahren immer wieder an unerträglichen Kopfschmerzen. Nachdem die von ihm aufgesuchten Ärzte keine organische Ursache hierfür feststellen können, sucht Martin S. auf Empfehlungen von Freunden den Osteopathen Ri-chard Weynen in Schongau auf.
Ich war überrascht,“ so Martin S., „dass Herr Weynen vor der eigentli-chen Untersuchung so viel von mir wissen wollte.“ So hat dieser ihn nicht nur nach seinem Beschwerdebild, sondern möglichen Vorerkrankungen und Unfällen, aber auch nach seinen Lebens- und Arbeitsgewohnheiten befragt. Martin S. berichtet, dass er neben den Kopfschmerzen immer mal wieder unter Schmerzen im unteren Rücken leidet. Auf gezielte Nachfrage hin erwähnt er, dass sein Arbeitsalltag ihm kaum Zeit für re-gelmäßige größere Mahlzeiten lasse und er häufig erst abends seine Hauptmahlzeit zu sich nehme. Schlank wie er ist, achte er aber auf ge-sunde Ernährung und Vollkornprodukte sowie auf einen hohen Salatan-teil. Seine Verdauung sei in den letzten Jahren eher unregelmäßig, und wenn, dann neige er eher zur Verstopfung.
Nach der ausführlichen Anamnese folgt die manuelle Untersuchung. Dabei führt Richard Weynen mit seinen Händen zahlreiche Tests durch, mit denen er die Lage, Position, Bewegung und Beweglichkeit der ein-zelnen Körperstrukturen und Gewebe prüft. Die „Antworten“, die er dabei vom Organismus erhält, führen ihn schnell weg von Kopf- und Halsregi-on hin zum Bauch. Hier stellt er bei Martin S. insbesondere eine Beein-trächtigung der Lage, der Beweglichkeit und des Muskeltonus von Dünn- und Dickdarm fest. Die Faszien - dünne Bindegewebshäute die, die ein-zelnen Körperstrukturen miteinander verbinden - und die Aufhängestruk-turen um die einzelnen Darmabschnitte herum sind an einigen Stellen stark gespannt und fixiert, insbesondere die, die zur Bauchwand, zum Becken und zur Lendenwirbelsäule ziehen.
Zur Behandlung dieses organischen Befundes verwendet Osteopath Richard Weynen vorwiegend viszerale Techniken. Mit ihnen kann er die inneren Organe und deren Anheftungen, die Faszien, die Faszie-nauskleidungen der großen Körperhöhlen und die dazugehörigen Ner-ven- Blut- und Lymphgefäße behandeln. So stellt er die gesunden Span-nungsverhältnisse im Darmbereich wieder her und unterstützt die natür-lichen Rhythmen und Bewegungen des Darms im Zusammenspiel mit den anderen inneren Organen und Strukturen.
Was aber haben die inneren Organe mit den chronischen Kopfschmer-zen zu tun? Bei Martin S. liegt die Hauptursache wohl in seinen Ernäh-rungsgewohnheiten. Durch die immer wieder späte Aufnahme der
Thema: Kopfschmerzen Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Hauptmahlzeit werden insbesondere der Dünn- und Dickdarm kontinu-ierlich stark belastet. Die Aktivität des Darms ist normalerweise zwischen 3 und 11 Uhr morgens am größten, lässt bis 14 Uhr nachmittags kontinu-ierlich nach, bis sie zwischen ca. 21 und 22 Uhr stark verlangsamt. Da-her sollte nach ca. 19 Uhr möglichst nichts mehr gegessen werden, da-mit die aufgenommene Nahrung noch zu den darmaktiven Zeiten verar-beitet werden kann. Danach verringert sich die Darmperistaltik, die Nah-rung wird kaum mehr durchmischt und langsamer bis gar nicht mehr zersetzt. Insbesondere spät abends aufgenommene, normalerweise ge-sunde Rohkost, Salate und Vollkornprodukte sind dadurch nicht mehr leicht zu verdauen. Sie gären stark und die entstehenden Abbauproduk-te werden nicht wie sonst tagsüber umgehend verwertet. Stattdessen verbleiben sie lange im Darm und greifen die Darmschleimhaut an. Durch die zunehmende Belastung kann es daher leicht zu Entzündlich-keit und zu Funktionsstörungen des Darmes kommen. Vom Darm ins Blut übertretende Giftstoffe belasten zudem den Kreislauf, führen zu ei-ner Blutgefäßverengung und können wie wohl bei Martin S. immer wie-der Kopfschmerzen auslösen. Darüber hinaus werden bei chronischer Fehlernährung die Haltebänder des Darmes stärker als sonst bean-sprucht, was sich z.B. über die Faszien auch auf die Stellung des Be-ckens und der einzelnen Wirbelkörper der Lendenwirbelsäule auswirken kann. Bei Martin S. machte sich das in Form der sporadisch auftreten-den Rückenschmerzen bemerkbar.
Durch seine Behandlung hat Osteopath Richard Weynen bei Martin S. die betroffenen Gewebe ausgeglichen und Impulse zur Selbstheilung gesetzt.
Ausschlaggebend für den anhaltenden Erfolg der Behandlung war aber auch die im Anschluss erfolgte Beratung. Richard Weynen hat seinen Patienten erläutert, wie er seine Ernährung umstellen und entsprechend seinen Ansprüchen und Organzeiten optimieren kann. Seitdem verzich-tet Martin S. auf die nächtliche Hauptmahlzeit, achtet insgesamt auf frü-here Essenszeiten und meidet Schwerverdauliches am Abend.
„Bis jetzt,“ so Martin S. zufrieden, „sind meine Kopfschmerzen nicht mehr aufgetreten und auch die Rückenschmerzen sind weg. Mein Osteopath hat mir beigebracht, mehr auf meinen Körper zu hören. Die Signale wa-ren ja da, nur hatte ich mich taub gestellt und darauf hat mein Körper mit Kopfschmerzen reagiert.“
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Thema: Kopfschmerzen

Kopfschmerzen – Formen, Ursachen und ihre osteopathische Behandlung

Verband der Osteopathen Deutschland e.V.

Kopfschmerzen können verschiedene Ursachen haben, die sich nicht immer einfach ermitteln lassen. Oft wird einfach nur das Symptom bekämpft und nicht nach dessen Ursache geforscht. Die Osteopathie bietet hier eine wert-volle Alternative um die Schmerzen nebenwirkungsfrei zu lindern und die Ursache zu finden und zu beheben.
Mehr als zwei Drittel aller Menschen leiden irgendwann unter Kopfschmer-zen. Die Medizin kennt vielfältige Formen und Auslöser für die Schmerzen. Wesentlich ist dabei die Unterscheidung, ob die Schmerzen eine eigenstän-dige Krankheit (primäre Kopfschmerzen) darstellen oder als Begleitsymptom einer anderen Erkrankung (sekundäre Kopfschmerzen) auftreten, wie z.B. bei einem Tumor. Als zwei Hauptformen des primären Kopfschmerzes gel-ten der Spannungskopfschmerz und die Migräne. Zusammen machen sie etwa 90 Prozent der Erkrankungen aus. Seltener sind z.B. Cluster-Kopfschmerzen oder Schmerzen im Gesicht (Trigeminusneuralgie, atypi-scher Gesichtsschmerz).
Bei gelegentlich auftretenden Kopfschmerzen, die nach einiger Zeit wieder abklingen, handelt es sich meist um Spannungskopfschmerzen, also dump-fen, ziehenden Schmerzen, die den ganzen Kopf betreffen. Als Auslöser spielen Haltungsfehler, ein Fehlbiss, Stress und andere psychische Fakto-ren eine Rolle. Vermutet wird auch, dass die Betroffenen eine niedrigere Wahrnehmungsschwelle für Schmerzen haben. Typisch ist etwa eine ver-spannte Nackenmuskulatur, die bis in den Kopf steigt und Schmerzen ver-ursacht.
Die Migräne hingegen ist eher als Veranlagung zu einer besonderen Form des Kopfschmerzes verstehen, die durch bestimmte Auslöser (Trigger) her-vorgerufen wird. Typische Trigger sind z.B. hormonelle Schwankungen, Stress, bestimmte Nahrungsmittel, Änderungen im täglichen Rhythmus oder Wetterumschwünge. Migräneanfälle zeichnen sich durch einen pulsierenden einseitigen Schmerz aus und können auch von weiteren Symptomen wie Übelkeit oder Schwindel bis hin zu Sehstörungen und neurologischen Aus-fällen (Aura) begleitet werden.
Bei Cluster-Kopfschmerzen handelt es sich um einseitige, meist im Bereich von Auge und Schläfe auftretende heftige Schmerzattacken, die phasen-weise gehäuft auftreten. Oft werden sie von Symptomen wie einem hän-genden Lid, einer geröteten Bindehaut oder verstopfte Nase begleitet. Auch eine Aura ist möglich, was die Abgrenzung zur Migräne erschwert.
Die Trigeminusneuralgie äußert sich als kurzer einschießender Gesichts-schmerz entlang des Nervus trigeminus und seinen Ästen. Der Schmerz kann von Kälte oder einer bloßen Berührung getriggert werden und gilt als einer der stärksten Schmerzen. Alle anderen Schmerzen im Gesicht werden als atypischer Gesichtsschmerz von der Trigeminusneuralgie abgegrenzt.
Thema: Kopfschmerzen Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Die Ursachen für solche primären Formen von Kopfschmerz sind oft nur schwer zu identifizieren. Vor allem in chronischen Fällen haben sich oft be-stimmte Mechanismen verselbstständigt. Der Patient ist durch die widerkeh-renden Schmerzen einem erhöhten Stress ausgesetzt, der diese zusätzlich verstärkt. Häufig führt auch eine langfristige Einnahme von Schmerzmitteln zu einem zusätzlichen Medikamentenkopfschmerz, der dann eigens behan-delt werden muss. Um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, müssen Patient und Therapeut die individuellen Symptome und Auslöser genau ana-lysieren.
Eine gründliche Anamnese ist deshalb wesentlicher Bestandteil einer osteo-pathischen Behandlung. Hierzu sieht der Osteopath schulmedizinische Be-funde ein, erfragt die gesamte Krankengeschichte mit Verletzungen, Unfäl-len und Operationen, aber auch Lebensgewohnheiten und erkundigt sich gegebenenfalls nach dem seelischen Befinden. Denn ein Osteopath muss genauso wie ein Arzt oder Therapeut schwerwiegende Ursachen ausschlie-ßen können, bevor er mit seiner Behandlung beginnt.
Bei Kopfschmerzen wird der Osteopath natürlich den Schädel, Kiefer und die Halswirbelsäule genau untersuchen und von dort aus Funktionsstörun-gen ertasten. Die Ursachen liegen dabei nicht zwangsläufig im Bereich des Schmerzes. Aus osteopathischer Sicht bilden alle Strukturen des Körpers eine untrennbare Einheit und hängen anatomisch oder funktionell miteinan-der zusammen. So können beispielsweise Magenbeschwerden über den Hirnnerven, der den Verdauungsapparat steuert, durchaus Kopfschmerzen auslösen, ebenso wie etwa ein Sturz auf das Steißbein in der Kindheit einen fortwährenden Zug auf die Rückenmarkshaut ausübt, der sich innerhalb der Wirbelsäule bis zur Hirnhaut im Schädel fortsetzt und hier wiederkehrende Schmerzen auslöst.
Der Osteopath kennt solche Zusammenhänge. Mit seinen Händen kann er deren Ursachen aufspüren und versuchen, sie sanft zu lösen. Nicht alle Schmerzursachen lassen sich so beheben, doch kann der Osteopath helfen die Schmerzen mindestens zu lindern. Osteopathie ist somit eine meist ef-fektive und nebenwirkungsarme Alternative zu Schmerzmitteln und auch für Kinder und Schwangere geeignet.
Dabei beschränkt sich der Osteopath keineswegs nur auf das Arbeiten mit den Händen. Zu einer ausführlichen osteopathischen Behandlung gehört auch den Patienten Tipps für eine gesunde Lebensweise, richtige Ernäh-rung und Entspannungstechniken mitzugeben: Oft kann der Patient viel da-zu beitragen, seine Schmerzen selbst in den Griff zu bekommen.
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Thema: Kopfschmerzen

Osteopathie in der Schwangerschaft Adelheid Wünsch


Osteopathie in der Schwangerschaft
Adelheid Wünsch D.O. ist Osteopathin mit eigener Praxis in Herrsching am
Ammersee. Ihr Spezialgebiet ist die osteopathische Behandlung von
Schwangeren.
Frau Wünsch, behandeln Sie vorwiegend schwangere Frauen?
Ich behandele gern alle Patienten. Im gynäkologischen Bereich allerdings ja, da
sind es viele schwangere Frauen, die zu mir kommen. Das mache ich bereits seit
12 Jahren, so dass ich sagen kann, mich hier gut auszukennen.
Warum sollten Schwangere osteopathisch behandelt werden?
Es geht im Wesentlichen um zweierlei: der werdenden Mutter die
Schwangerschaft so angenehm wie möglich zu machen und dafür zu sorgen,
dass das Kind gut mit Nährstoffen versorgt ist und genug Platz zum Wachsen
hat.
Wie gehen Sie vor?
Man kann eine Schwangerschaft in drei gleichlange Abschnitte, Trimester,
einteilen. Jedes dieser Trimester hat einen eigenen Schwerpunkt. Deshalb
empfiehlt es sich Schwangere pro Trimester einmal osteopathisch zu
untersuchen und ggf. dann zu behandeln.
Was passiert im ersten Trimester?
Im ersten Trimester findet die Zellteilung statt, die einzelnen Organe des
heranwachsenden Kindes entstehen. Der Körper der werdenden Mutter stellt sich
auf die Schwangerschaft und spätere Geburt ein. Hormone lassen alle Gewebe
weich werden. Dieses „weich und beweglich werden“ aller Strukturen kann
osteopathisch unterstützt werden. Das ist besonders wichtig, wenn Blockaden
vorliegen, etwa aufgrund einer Sectio caesarea, also eines Kaiserschnitts, aber
auch eine Blinddarmnarbe oder die Folgen einer Laparoskopie können
Strukturen blockieren, ebenso wie Stürze aufs Becken, Blockierungen der
Wirbelsäule oder der Rippengelenke.
Im ersten Trimester geht es also vor allem darum, die Beweglichkeit der äußeren
Hülle, also Becken, Muskeln, Gelenke usw. der Mutter, zu überprüfen und ggf.
wiederherzustellen.
Es gibt noch einen weiteren Punkt, weshalb sich die Osteopathie empfiehlt.
Während einer normalen Schwangerschaft sollte die Mutter möglichst keine
Medikamente einnehmen. Was aber soll eine Schwangere z.B. bei
Kopfschmerzen oder Migräne tun? Hier kann die Osteopathie durchaus helfen
und verhindern, dass die Schwangere etwa Schmerzmittel einnehmen muss.
Wie steht es um die schwangerschaftsbedingten Übelkeit?
Die lässt sich osteopathisch leider kaum behandeln!
Was passiert im zweiten Trimester?
Nun wächst das Kind deutlich. Erstgebärende bemerken manchmal erst jetzt,
dass sie schwanger sind. Durch das heranwachsende Kind verändert sich die
Statik der Mutter und die Gewebe werden weiterhin weicher. Das kann zur Folge
Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
haben, dass Dysfunktionen, die vielleicht schon seit Jahren bestehen, nun nicht
mehr kompensiert werden können und erstmals Beschwerden verursachen.
Ich beobachte immer wieder, dass Kinder sich zu früh senken, also schon weit
vor der 30. Schwangerschaftswoche stabil in Schädellage liegen. Der Kopf liegt
dann bereits im Becken der Mutter. Das Kind kann sich so nicht mehr als Ganzes
bewegen, sondern „zappelt“ nur. Solche Kinder weisen dann nach der Geburt oft
Blockierungen an den obersten Halswirbeln auf und zeigen Schädelasymmetrien.
Gründe können Probleme im Oberbauchbereich oder ein blockiertes Zwerchfell
der Mutter sein. Dies drückt das Kind nach unten und leicht nach vorn und nimmt
so dem Kind den Platz, um sich frei bewegen zu können.
Ein blockiertes Zwerchfell lässt sich meist sehr gut osteopathisch behandeln und
befreit das Kind aus seiner zu frühen Schädellage und die Mutter nicht selten von
Sodbrennen, eine häufige Begleiterscheinung einer Schwangerschaft.
Im zweiten Trimester geht es osteopathisch gesehen im Wesentlichen darum,
den Uterus beweglich zu halten und die sich verändernde Statik auszugleichen.
Was passiert in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft?
Die sich nun deutlich ändernde Statik kann zunehmend Probleme verursachen
und etwa zu einer Ischialgie führen. Zudem neigt das Gewebe der werdenden
Mutter nun zu Wassereinlagerungen in Armen und Beinen. Das kann dann etwa
zu Taubheitsgefühlen in den Händen führen. Bei den Armen kann der größer
werdende Busen der Grund sein. Er erschwert mit seinem zunehmenden
Gewicht den Lymphabfluss im Brust- und Kopfbereich, das Gewebe, das weniger
Spannung aufweist, trägt seinen Teil dazu bei. Eine Lymphdrainage oder eben
Osteopathie können hier Abhilfe schaffen.
Sammelt sich Wasser in den Beinen, dann liegt oft das Kind tief im Becken und
verhindert so, dass die Lymphe gut abfließen kann.
Auch Krampfadern können so entstehen. Dann liegt das Kind mehr auf der einen
Seite oberhalb des betroffenen Beins und stört den venösen Rückfluss.
Übrigens, auch Hämorrhoiden und Vaginalvarizen können so entstehen.
Betroffene Frauen reden über solche Probleme verständlicherweise ungern,
dabei kann eine Osteopathin, indem sie unter anderem vorsichtig von außen das
Kind etwas weiter nach oben schiebt, solche Beschwerden lindern.
Aber es kommt doch auch vor, dass sich ein Kind nicht in die Geburtslage senkt?
Richtig. Dann muss man untersuchen, woran das liegt. Ist etwa der Psoasmuskel
verhärtet? Dieser verläuft von der Lendenwirbelsäule, an der er seitlich befestigt
ist, längs durch den Bauchraum hinunter zu der Innenseite der
Oberschenkelknochen. Ist der Muskel zu fest, schiebt er das Kind nach vorn und
nimmt den notwendigen Platz zum Absenken.
Je weiter ein Kind heranreift, desto öfter wird es mit den Füsschen treten oder den
Händchen boxen. Soweit die Mutter eine Dysfunktion aufweist, schützt das Kind
diesen Bereich. Und zwar indem es sich mit dem Rücken zu diesem Bereich
hindreht. Wenn also ein Kind sich nicht absenkt und stattdessen mit dem Rücken
z.B. an der Leber der Mutter angelehnt ist, kann es bedeuten, dass die Leber der
Mutter nicht bestmöglich funktioniert und auf keinen Fall Tritte oder Schläge
verträgt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es im dritten Trimester vor allem
darum geht, dass das Kind seine Beweglichkeit im Uterus behält.
Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Kann eine Osteopathin auch die Geburt selbst vorbereiten?
Sicher. So ist z.B. für eine komplikationslose Geburt in Schädellage die
Zentrierung des Kindes sehr wichtig. Das bedeutet, der Kopf des Kindes muss
zentral auf dem inneren Mutermund aufliegen und ihn allmählich öffnen. Sonst
pressen die Wehen das Kind zwar nach unten, der Kopf findet aber deutlich
schwerer den Weg durch den Muttermund und das Kind wird gestaucht. Hier
lässt sich vaginal arbeiten und das Kind meist problemlos zentrieren.
Wie geht es nach der Geburt osteopathisch weiter?
Soweit die Geburt normal verlaufen ist und es Mutter und Kind gut geht, empfiehlt
sich eine osteopathische Untersuchung etwa drei bis sechs Wochen nach der
Geburt.
Was wird untersucht?
Bei der Mutter geht es um zweierlei: die Folgen der Geburt, wie etwa
Blockierungen in Becken und Wirbelsäule zu lösen. Schnitte, Risse, den Einsatz
von Geburtszange oder Saugglocke, aber auch Inkontinenz oder Schmerzen
beim Geschlechtsverkehr zu minimieren oder zu beheben und den Organismus
bei der Rückbildung der schwangerschaftsbedingten Veränderungen zu
unterstützen.
Diese Rückbildung kann der Körper aber erst abschließen, wenn die Mutter ihr
Kind nicht mehr voll stillt, also etwa sechs Monate nach der Geburt. Solange ist
das Gewebe noch sehr weich, muss sich die Gebärmutter zurückbilden und sich
die Statik neu justieren. Mütter sollten daher in dieser Zeit keinen intensiven
Sport treiben, denn sie trainieren in ihr weiches Gewebe hinein. Eine
Rückbildungsgymnastik ist aber sehr empfehlenswert. Nach den sechs Monaten
empfiehlt sich eine abschließende osteopathische Untersuchung.
Und was wird beim Kind untersucht?
Hier wird die Osteopathin die Reflexe prüfen, das Bewegungsverhalten und die
Körperhaltung. Trinkt das Baby gut, schläft es gut, wie ist der Stuhlgang, kann die
Mutter das Kind ablegen oder muss sie es immer bei sich tragen? Dies können
dann Hinweise auf eine mögliche Störung sein.
Der Osteopath prüft insbesondere Becken, Wirbelsäule, Halswirbelsäule und den
Schädel mit seinen Nähten und Fontanellen. Hat es Stauchungen oder
Zerrungen während der Geburt erlitten oder zeigt das Kind Beschwerden, die
während der Schwangerschaft, etwa aufgrund von Platzmangel, entstanden
sind? Je früher wir Osteopathen mögliche Beschwerden aufspüren und
behandeln können, desto besser können wir dazu beitragen, dass für das Kind
daraus später keine schwerwiegenden Probleme entstehen.
Frau Wünsch, vielen Dank für das Gespräch!
Abdruck honorarfrei.
Belegexemplar erbeten.

Osteopathische Begleitung in der Schwangerschaft

Verband der Osteopathen Deutschland e.V.

Eine Schwangerschaft bringt zahlreiche Veränderungen mit sich. Nicht nur der Körper der Mutter unterliegt einer Vielzahl von körperlichen strukturellen und hormonellen Veränderungen, auch die seelisch-emotionale Befindlichkeit verändert sich immer wieder. Osteopathen sind in der Lage, durch ihren ganzheitlichen sanften und respektvollen Ansatz zum gesteigerten Wohlbefinden der Schwangeren, zur Vorbereitung einer sanften, häufig kürzeren und komplikationsarmen Entbindung sowie zur Linderung von möglichen Beschwerden danach beizutragen.
Schon nach der Empfängnis stellt sich der Körper einer werdenden Mutter auf das Wachstum und die Versorgung des Kindes ein, ihre Befindlichkeit unterliegt starken Schwankungen und der Körper reagiert oft mit Beschwerden. Wenn erste äußere Anzeichen wie Übelkeit und Erbrechen auftreten, sind bereits viele Hormon- und Stoffwechselprozesse abgelaufen und im Gange, der Fötus wächst und mit ihm die Gebärmutter und die sie haltenden Bänder. Durch das Wachstum und den erhöhten Versorgungsbedarf werden zunehmend die inneren Organe verlagert und verdrängt, der Druck auf die umliegenden Strukturen, insbesondere auf Magen, Darm, Lunge und Zwerchfell sowie Blut- und Lymphgefäße erhöht sich und setzt sie unter Spannung. Der Osteopath kann durch allgemeine Entspannungen und Harmonisierung des gesamten Systems und durch spezifische Behandlung der betroffenen inneren Organe, des Zwerchfells und der beteiligten Muskeln, Bänder, Sehnen und Faszien im Bauchraum die Beschwerden lindern. Gleichzeitig unterstützt er durch die Harmonisierung der Druck- und Spannungsverhältnisse und durch Lösung von Verklebungen und Restriktionen im Bauchraum die ungehinderte, freie Beweglichkeit und Entwicklung des Kindes.
Häufig auftretende Rücken-, Hals-, Nacken- und Beckenschmerzen sind oft auf Fehlstellungen knöcherner Strukturen durch die Gewichtszunahme und Mehrbelastung der Wirbelsäule zurückzuführen. Sie können aber auch Folgeerscheinungen früherer Traumen, z.B. Operationen und Unfälle, sein oder von chronischen Fehl- oder Überbelastungen stammen. Frühere Geburtskomplikationen, lange andauernde Geburten, Eingriffe während der damaligen Geburt oder gar selbst erlebte Geburtstraumen können ebenfalls Beschwerden verursachen. Sofern sich nicht durch Veränderungen in der Schwangerschaft Ungleichgewichte von alleine lösen, kann der Osteopath mit seinen Händen unterschiedliche sanften Techniken anwenden und akute und chronische Bewegungseinschränkungen beseitigen - immer in dem Maße, wie das Gewebe der Behandelten es zulässt. Kommt es z.B. im Laufe der Schwangerschaft zur Kurzatmigkeit, so kann die Entspannung der Strukturen in Brust- und Bauchraum eine bessere Atmung bewirken. Auch unangenehme Begleiterscheinungen wie Ödeme, Inkontinenz, Nieren- und Blasenstörungen können häufig mit osteopathischen Techniken gelindert oder gar verhindert werden. Im Falle von Ödemen beispielsweise durch Unterstützung des Rückflusses von Blut und Lymphe.
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Die osteopathische Begleitung wird allerdings allgemein erst ab der 12.-16. Schwangerschaftswoche empfohlen, nachdem sich die Schwangerschaft gewöhnlich stabilisiert hat und im Normalfall die Gefahr einer Fehlgeburt ausgeschlossen werden kann.
Geburtsvorbereitung
Ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat ist eine osteopathische Geburtsvorbereitung möglich. Studien haben gezeigt, dass bei osteopathisch behandelten Teilnehmerinnen weniger Geburtskomplikationen auftreten und es zu einer Verkürzung bzw. Verringerung der Wehendauer und Wehenintensität kommen kann. Durch die begleitenden Behandlungen wird die gute und freie Beweglichkeit der unteren Wirbelsäule, des Kreuz-, Steiß- und Darmbeines sowie aller anderen beteiligten Sehnen, Bänder, Muskeln und Faszien unterstützt. Die knöchernen und muskulären Strukturen werden für den Geburtsvorgang und die Dehnung des Geburtskanals vorbereitet, die Beweglichkeit der Beckengelenke, der Beckenweichteile und des Beckenbodens erhöht. Dabei ist es allgemein nicht erforderlich, dass der Osteopath im Intimbereich arbeitet. Zudem kann er mit sanften Griffen die optimale Geburtsposition und die nötigen Drehungen des Babys unterstützen.
Nachsorge nach der Entbindung
Nach der Geburt können osteopathische Behandlungen die Rückbildung des Gewebes nach der starken Dehnung der mütterlichen Bänder und Beckenstrukturen fördern und die Selbstregulationsprozesse anregen. Mithilfe von so genannten direkten oder indirekten Techniken werden Verschiebungen von Kreuzbein und Schambein reguliert und können entstandene Narben durch z.B. Dammriss, Dammschnitt und Kaiserschnitt sowie Ursachen häufig vorkommender Schmerzen im Bereich des Rückens, Damms und Steißbeins behandelt werden. Auch die Ursachen möglicher Symptome wie Kopfschmerzen, Migräne, Schlaf- und Hormonstörungen, Müdigkeit, Wochenbettdepressionen, Krampfadern und Obstipation spürt der Osteopath auf.
Tritt während des Stillens ein Milchstau auf oder ist die Milchbildung vermindert, stehen wiederum sanfte Techniken zur Lösung der Symptomatik zur Verfügung. Die stärkere Beanspruchung des Schulter-, Arm- und Brustbereichs durch das Stillen und Tragen des Babys haben oft Muskelverspannungen zur Folge. Auch hier ist der Osteopath in der Lage, die entsprechenden Regionen zu entspannen und Tipps für auf Dauer gesündere Körperhaltungen anzubieten.
Osteopathische Begleitung des Neugeborenen
Tritt das Baby während der Entbindung durch den engen Geburtskanal, unterliegt neben der Schulterregion hauptsächlich sein Kopf einer starken Verformung, die einzelnen noch weichen und z.T. noch nicht verwachsenen Schädelknochen verschieben sich. Die dadurch entstehenden Spannungen innerhalb des Schädels und im Körper können sich auf die Entwicklung des Kindes auswirken, insbesondere bei schwierigen Geburten, Kaiserschnitten, Zangen- oder Saugglockeneinsatz. Innerhalb der ersten Wochen werden diese Verschiebungen und Verformungen normalerweise auf natürliche Weise
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ausgeglichen. Bestehen sie weiter, kann der Osteopath das kindliche System, insbesondere durch so genannte kraniosacrale Techniken, wieder harmonisieren - natürlich auch im Akutfall - und mögliche Ursachen von Symptomen wie z.B. Dreimonatskoliken, Schiefhals und Schlafstörungen, sowie Schrei- und Spuckkinder behandeln.
In einigen Ländern wie z.B. Frankreich wird die osteopathische Begleitung von Mutter und Kind während und nach der Schwangerschaft als Gesundheitsvorsorge für beide und zur Unterstützung der Entwicklung des Kindes intensiv genutzt. Dort ist bereits seit längerem bekannt, dass die osteopathischen Behandlungen die Auswirkungen der inneren und äußeren Stressfaktoren in diesem Zeitraum reduzieren können und ein stärkeres körperliches und seelisches Gleichgewicht herstellen.
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Mit Osteopathie Blasenprobleme behandeln und vorbeugen

Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Inkontinenz nach der Entbindung
Mit Osteopathie Blasenprobleme behandeln und vorbeugen
Etwa jede dritte Frau ist von Inkontinenz betroffen. Neben älteren Frau-en, bei denen die Bänder und Gewebe an Spannkraft verloren haben, leiden vor allem Mütter unter Blasenstörungen. Trotz der weiten Verbrei-tung und der medizinischen Aufklärung sind Blasenstörungen ein Tabu-thema, das für die Betroffenen eine große psychische Belastung dar-stellt und nicht selten zur sozialen Isolation führt. Die Osteopathie kann helfen, die Ursachen aufzuspüren und sanft zu beheben oder schon während einer Schwangerschaft einer Inkontinenz vorzubeugen.
Um den hohen Anforderungen von Schwangerschaft und Geburt ge-wachsen zu sein, ist der weibliche Körper besonders flexibel und an-passungsfähig. Das weibliche Becken ist breiter angelegt als ein männ-liches und beherbergt unter anderem die Geschlechts- und Harnorgane, die an Bändern befestigt sind und nach unten vom Beckenboden ge-stützt werden. Der Beckenboden ist elastisch genug, um eine veränder-te Lage, Form und Größe der Gebärmutter während der Schwanger-schaft zuzulassen und auch unterschiedlichen Füllungszuständen von Darm und Blase nachgeben zu können.
Allerdings nimmt er aufgrund der Breite des weiblichen Beckens auch eine größere Fläche ein und ist deshalb besonders anfällig für Span-nungsstörungen, die häufig der Grund für Dysfunktionen der Blase sind. Nach einer Schwangerschaft können Fehlspannungen auftreten, weil das wachsende Kind im Bauch immer mehr Raum einnimmt und andere Organe und Strukturen verdrängt: die Bänder erschlaffen, Organe sen-ken sich oder Strukturen bleiben fixiert.
Die Osteopathie dient vorwiegend dazu, solche Spannungs- und Funkti-onsstörungen im Körper aufzuspüren und zu behandeln. Der Osteopath nutzt dabei ausschließlich seine Hände. Mit ihnen sucht er nach Blocka-den, stellt die Beweglichkeit und Funktion wieder her und stimuliert so die Selbstheilungskräfte des Körpers. Grundlegend sind hierfür genaue anatomische Kenntnisse.
So resultieren zum Beispiel Organsenkungen meist aus einer Überdeh-nung und Erschlaffung der Haltebänder und Beckenbodenmuskulatur. Dies kann soweit gehen, dass z.B. die Gebärmutter aus der Scheide herausrutscht (Prolaps). Senkt sich die Gebärmutter, beeinträchtigt das nicht nur ihre Funktion, sondern auch die der umliegenden Organe und Strukturen: eine Gebärmuttersenkung geht häufig mit der Senkung der restlichen Organe einher und kann so die Funktion der Blase beein-trächtigen.
Auch eine Kreuzbeinfixierung ist oft Grund für Blasenstörungen. Bei der Geburt müssen Kreuz- und Steißbein nach hinten ausweichen. Die meisten Organe im Becken- und Bauchraum heften über Bänder an die-sen an. Kehrt das Kreuzbein nach der Entbindung nicht an seine ur-sprüngliche Position zurück, entsteht eine Zugwirkung, die die Organe in ihrer Beweglichkeit und Funktion einschränkt.
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Auch Narben, z.B. von einem Kaiser- oder Dammschnitt, können Fixati-onen zur Folge haben, die letztendlich die Blase beeinträchtigen. Auf-grund der räumlichen Nähe im Becken wirken sich Dysfunktionen häufig auf die Harnorgane aus.
Die Osteopathie kann dazu beitragen, die Ursachen einer Inkontinenz aufzuspüren und sie zu beheben. Sie eignet sich auch als sanfte Ergän-zung bei schulmedizinischen Therapien, der Nachbehandlung von Ope-rationen oder als präventive Maßnahme schon während der Schwan-gerschaft. Fehlspannungen können schon frühzeitig behoben werden, so dass Komplikationen gar nicht erst entstehen. In bestimmten Fällen sollte von einer osteopathischen Behandlung allerdings abgesehen werden. Dies gilt vor allem bei Tumoren und akuten Entzündungen, die sich sonst im Körper ausbreiten könnten.
Deshalb ist eine ausführliche Anamnese, bei der die Krankengeschich-te, Symptomatik und weitere relevante Faktoren erhoben werden, grundlegend für die Behandlung. Bei Dysfunktionen im Urogenitalbe-reich, einem Thema, das für den Patienten oft mit Scham und Ängsten besetzt ist, fordert die Anamnese sowie die spätere Behandlung ein be-sonderes Einfühlungsvermögen des Therapeuten.
Zur Behandlung untersucht der Osteopath die Lage der Blase und der anderen Organe und ihre Beweglichkeit. Stellt er dabei Senkungen oder Fixationen fest, wird er versuchen, die Beweglichkeit der betroffenen Struktur wiederherzustellen und die Dysfunktion zu beheben. Die Oste-opathie kann sehr gut mit Beckenbodengymnastik kombiniert werden, um die Behandlung zu optimieren.
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Thema: Sanfte Medizin für Frauen