Dienstag, 22. September 2009

Osteopathische Studien zum Thema verhaltensauffällige Kinder

Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Osteopathische Studien zum Thema verhaltensauffällige Kinder
Osteopathie ist schon lange nicht mehr eine auf bloßen Erfahrungswerten basie-rende Form der komplementären Medizin. Zunehmend mehr Studien untersuchen ihre Wirksamkeit gemäß den Vorgaben und Parametern der Evidence based Medicine.
In Deutschland werden diese Studien von Osteopathen im Anschluss an ihre mindestens fünfjährige Ausbildung erstellt. Die Arbeiten werden von Tutoren begleitet und müssen den wissenschaftlichen Anforderungen der Akademie für Osteopathie, AFO, entsprechen (www.osteopathie-akademie.de).
In den letzten Jahren haben sieben wissenschaftliche Studien die Möglichkeiten und Grenzen der Osteopathie bei der Behandlung von verhaltensauffälligen Kindern erforscht. Insgesamt wurden dabei 290 Kinder untersucht. Diese wurden in Gruppen unterteilt, von denen eine Gruppe osteopathisch behandelt und die andere als Kontrollgruppe konventionell oder gar nicht behandelt wurde.
Untersucht wurden im einzelnen:
- die Entspannung der intrakranialen Membranen bei Kindern mit hyperakti-vem Verhaltenssyndrom,
- der Effekt einer osteopathischen Behandlung bei Kindern mit Hyperaktivität und/oder eines Aufmerksamkeits-Defizitsyndroms
- der Einfluss osteopathischer Behandlungen auf Konzentrationsstörungen bei Kindern,
- die therapeutische Wirksamkeit der osteopathischen Behandlung bei Kin-dern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen,
- der spezifische Beitrag der Osteopathie in der Behandlung von Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen ohne Hyperaktivität und mit Hyperaktivität – ADS/ADHS,
- die Wirkung von osteopathischen Behandlungen auf die Rechtschreibleis-tung bei Kindern mit diagnostizierter Lese-Rechtschreibschwäche,
- die osteopathische Intervention bei Kindern mit sprachassoziierten Wahr-nehmungsstörungen

Nur eine dieser Studie aus dem Jahr 2006 über die „Wirkung von osteopathischen Behandlungen auf die Rechtschreibleistung bei Kindern mit diagnostizierter Lese-Rechtschreibschwäche“ konnte „keine klinisch relevante Verbesserung der LRS mittels osteopathischen Behandlungen belegen“.
Alle anderen sechs Studien belegten „statistisch signifikante“ Verbesserungen bei den osteopathisch behandelten Kindern im Vergleich zur jeweiligen Kontrollgruppe.
Die Osteopathie erweist sich demnach als eine vielfach wirksame Methode bei der Behandlung verhaltensauffälliger Kinder.
Nachfolgend sind die Abstracts der einzelnen Studien aufgelistet.
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Die Entspannung der intrakranialen Membranen bei Kindern mit hyperakti-vem Verhaltenssyndrom
Autoren:
Nicola Belgrado-Röh, D.O., Bruxelles, Michaela Rütz, D.O. M.R.O., Mönchengladbach
Oktober 1999
Studienziel:
Prüfung der Hypothese, inwiefern die kraniale Osteopathie für Kinder mit Hyperaktivem Verhaltenssyndrom therapeutisch sinnvoll sein kann. Das Hauptaugenmerk lag auf der Frage: Ist die Technik der Entspannung der intrakranialen Membranen alleine ausreichend oder könnte sie in Kombination mit der Behandlung von Dys-funktionen der Synchondrosis sphenobasilaris wirksamer sein?
Design:
Kontrollierte klinische Interventionsstudie.
Setting:
Sozialpädiatrisches Zentrum am Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen. Dauer der Studienarbeit von Februar 1998 bis Juni 1999.
Patienten:
30 Patienten mit dem medizinischen Befund Hyperkinetisches Syndrom wurden den Therapeutinnen vom Chefarzt des Sozialpädiatrischen Zentrums des Evangelischen Krankenhauses in Oberhausen zugewiesen. Die Altersspanne lag zwischen vier und acht Jahren. Aufteilung der 30 Patienten in 3 Gruppen zu je 10 Patienten.
Interventionen:
Gruppe 1: Entspannung der intrakranialen Membranen und Behandlung der Dys-funktionen der Synchondrosis sphenobasilaris. Gruppe 2: Entspannung der intrakranialen Membranen ohne Behandlung der Dysfunktionen der SSB. Gruppe 3 (Sham-Gruppe): Keine Behandlung der in Gruppe 1 und 2 beschriebenen kranialen Strukturen. 4 Behandlungen im Abstand von ca. 4 Wochen.
Primäre/Sekundäre Zielparameter:
Primärer Zielparameter: Psychologischer Test zur Messung des Hyperaktivitäts-grades; Conners Test. Sekundärer Zielparameter: Osteopathischer Übersichtsbe-fund vor und nach den Behandlungen; Beobachtungen der Eltern, Erzieher und Lehrer nach den Behandlungen.
Ergebnisse:
Die osteopathische Behandlung der Gruppe 1 zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung hinsichtlich primärer und sekundärer Zielparameter. In den Gruppen 2 und 3 traten keine statistisch signifikanten Verbesserungen auf.
Schlussfolgerungen:
Die osteopathische Therapie ist aufgrund der positiven Resultate ein erfolgverspre-chender Behandlungsansatz für Patienten zwischen vier und acht Jahren mit Hy-perkinetischem Syndrom, jedoch nur, wenn die osteopathische Behandlung sowohl die Behandlung von Dysfunktionen der Synchondrosis sphenobasilaris als auch die Entspannung der intrakranialen Membranen umfasst.
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Hat eine osteopathische Behandlung einen Effekt bei Kindern mit Hyperakti-vität und/oder eines Aufmerksamkeits-Defizitsyndroms?
Autoren:
Josef Haas, Luzern, Schweiz, Dominik Käser, Basel, Schweiz, Matthias Werner, Basel, Schweiz 2002
Studienziel:
Mit der vorliegenden Arbeit wollten wir herausfinden, ob man mit Osteopathie einen Effekt hat bei Kindern mit einer Hyperaktivität und/oder einem Aufmerksamkeits-defizitsyndrom (ADHD, ADD). Das Ziel war eine klinische Studie im osteopathi-schen Sinn zu erstellen und sich dabei nicht nur auf eine osteopathische Technik zu beschränken, sondern eine vollumfängliche osteopathische Testung und Be-handlung durchzuführen.
Durch unsere vorgängig gemachten Erfahrungen in der Behandlung von ADHD-Kindern gingen wir von der Annahme aus, möglicherweise einen Einfluss auf die Komplexität und Vielfalt in der sich diese Problematik äußert, zu haben. Eine ganz-heitliche Angehensweise der verschiedenen Interaktionen im cranialen, visceralen und parietalen Bereich, schien uns geradezu prädestiniert. Die ADHD-Problematik bei Kindern, mit der wir uns in dieser Studie befassten, führte uns vor Augen, wie komplex und unendlich vielfältig, aber auch schwierig und kontrovers, sich dieses Problem äußerte. Dieser Komplexität und dem osteopathischen Konzept versuch-ten wir Rechnung zu tragen.
Patienten/Interventionen:
Wir testeten und behandelten 28 Kinder (Gruppe 1) im Alter zwischen 7 und 14 Jahren beiderlei Geschlechts. Sie wurden in einem Zeitraum von 3 Monaten 6-mal behandelt mit einem Intervall zwischen 1 bis 3 Wochen. Eine Kontroll,- oder Null-gruppe (Gruppe 0) von 15 Kindern blieb während dem gleichen Zeitraum unbehan-delt.
Zielparameter:
Die verwendeten Messmethoden zur Beurteilung des Ist-Zustandes, sowie einer möglichen Veränderung bezüglich der ADHD/ADD-Problematik, waren einerseits ein Computer-Wahrnehmungstest (IVA CPT-Test), welcher die auditive und visuelle Wahrnehmung sowie die Hyperaktivität beurteilte, und andererseits ein Fragebogen über das Verhalten (Aufmerksamkeit/Hyperaktivität) der Kinder, welcher von den Eltern ausgefüllt wurde. Beides (Test und Fragebogen) wurde jeweils vor und nach der Behandlungsserie (rsp. unbehandelt) durchgeführt.
Ergebnisse:
Bei der Auswertung des Wahrnehmungstests (IVA CPT-Test) stellten wir eine leich-te Abnahme der Hyperaktivität (HA) bei der Gruppe 1 um -22.32 Punkte gegenüber einer Zunahme der HA in der Gruppe 0 um +15.73 Punkte (p<.025).
Die Vollskala der Reaktionskontrolle (RCQFS) setzt sich zusammen aus auditiven- und visuellen Subskalen. Sie ergab bei der Gruppe 1 eine Zunahme von +6.78 Punkte, was einer Verbesserung entspricht, wo hingegen sich die Gruppe 0 um -8.73 Punkte im gleichen Zeitraum verschlechterte (p=.001).
Die Vollskala der Aufmerksamkeit (AQFS), welche sich ebenfalls aus auditiven- und visuellen Subskalen zusammensetzt, ergab bei Gruppe 1 eine Verbesserung in Zeit (p=.002) und Verlauf (p=.005) von +15.68 Punkte, und bei der Gruppe 0 ein praktisch unveränderter Wert von +1.13 Punkte.
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Bei der Auswertung des Fragebogens stellten wir insgesamt eine positive Entwick-lung der gestellten Parameter fest. Sowohl die HA, wie auch die Unaufmerksamkeit (UA), innerhalb der beiden Gruppen der ADHD-Population (Gruppe 1+Gruppe 0), zeigten in den Rohwerten diese Tendenz. Der Mittelwert der HA über die Zeit er-reichte in beiden Gruppen eine signifikante Abnahme (p=.05). Die Abnahme ist stärker ausgeprägt in Gruppe 1, allerdings verfehlte hier der Verlauf knapp die Sig-nifikanz (p=.086). Bei der UA sinken die Werte von Messzeitpunkt 1 zu Mess-zeitpunkt 2 (p=.01). Dabei zeigt Gruppe 1 eine stärkere Abnahme als Gruppe 0 (p=.044).
Beim normativen Vergleich zur normalen Entwicklung der Kinder ohne ADHD stell-ten wir bei der HA in beiden Gruppen eine Abnahme fest vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt (p=.01). Bei der Verbesserung der UA erreichten wir eine Signifikanz (p=.044).
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Einfluss osteopathischer Behandlungen auf Konzentrationsstörungen bei Kindern (Pilotstudie)
Autorin: Dr. med. Andrea Lamberts, D.O., Celle
Oktober 2002
Studienziel: Ist die Konzentrationsfähigkeit bei Kindern der 3. und 4. Klasse nach osteopathischen Behandlungen zu verbessern?
Studiendesign: Klinische prospektiv angelegte Studie mit Kontrollgruppe.
Patienten und Behandlung: 18 Kinder einer Schule wurden aus einem Schuljahr-gang ausgewählt, weil sie Konzentrationsstörungen hatten und ein Geburtstrauma oder ein Trauma am Schädel im 1.- 2. Lebensjahr. Als Geburtstrauma galt jede größere medizinische Intervention bei der Geburt. In dieser Gruppe von 18 Kindern wurden 9 innerhalb eines Jahres drei mal osteopathisch behandelt und 9 nicht. Die osteopathische Behandlung dauerte ca. eine Stunde, in der ein Ausgleich in allen osteopathischen Achsen angestrebt wurde.
Zielparameter: Es wurde vorher und hinterher, insgesamt zwei Konzentrationstes-te durchgeführt. Dabei handelte es sich um einen standardisierten, validierten Schultest, der seit vielen Jahren mit reproduzierbaren Ergebnissen durchgeführt wird.
Ergebnisse: In der Gruppe der osteopathisch behandelten Kinder ergab sich eine Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Schlussfolgerung: Bei Kindern mit Konzentrationsstörungen und gleichzeitigem Geburtstrauma oder Trauma am Schädel in den ersten 2 Lebensjahren gibt es eine statistisch signifikante Wirksamkeit der osteopathischen Behandlung. Bei einer kleinen Gruppe von 9 Kindern ist die klinische Signifikanz weiterhin fraglich.
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Die therapeutische Wirksamkeit der osteopathischen Behandlung bei Kindern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (Pilotstudie)
Autoren: Dr. med. Dina Guerassimiouk D. O., Hamburg, Jens Peter Markhoff D.O. M.R.O., Schleswig
Oktober 2003
Ziel: Das Ziel der Pilotstudie war, die therapeutische Wirksamkeit einer osteo-pathischen Behandlung bei Kindern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrneh-mungsstörungen (AVWS) zu untersuchen.
Studienmodell: Kontrollierte, randomisierte, klinische Pilotstudie mit einer Haupt-gruppe und einer Kontrollgruppe
Ort der Durchführung: Die Studie wurde ambulant im Zentrum für Kindesentwick-lung in Hamburg (Leiterin: Dr. med. Inge Flehmig) durchgeführt. Eingangs- und Abschlussuntersuchungen fanden bei Diplompsychologen des Zentrums, sowie bei niedergelassenen HNO-Ärzten im Raum Hamburg und Umgebung statt.
Patienten: 34 Schulkinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren wurden randomisiert im Verhältnis von 2:1 in eine Haupt- und eine Kontrollgruppe aufgeteilt.
Behandlungen: Die Patienten der Hauptgruppe wurden von zwei Osteopathen behandelt (11-14 Therapiesitzungen in 10-15 Monaten). Die Patienten der Kontroll-gruppe wurden von niedergelassenen Ergotherapeuten, Lerntherapeuten und Mo-topäden behandelt (1-2 x / Woche in 10-15 Monaten). Dauer der Pilotstudie für den jeweiligen Patient: 13-18 Monate, Dauer der Pilotstudie insgesamt: Nov. 2000 – Dez. 2002
Hauptzielparameter: Auditiv relevante Untertests aus vier validierten psycholo-gisch-pädagogischen Untersuchungen (empfohlen von der Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP) im Jahr 2000): 1. K-ABC-Test („Zahlen nachsprechen“, „Wortreihen nachsprechen“, „Lesen/
Verstehen“) 2. HAWIK-Test ( „Zahlen nachsprechen“) 3. Psycholinguistischer Entwicklungstest („Zahlenfolgen- Gedächtnis“, „Laute Ver-binden“) 4. Diagnostischer Rechtschreibtest („Prozent-Rang“) HNO-ärztliche Untersuchungsergebnisse bezüglich der Diagnose „AVWS“
Ergebnisse: Die osteopathische Behandlung der Hauptgruppe zeigte gegenüber der Kontrollgruppe eine statistisch signifikante Verbesserung hinsichtlich sieben von acht Hauptzielparametern und erzielte eine therapeutische Wirksamkeit von klinischer Relevanz. So ergaben die psychologisch-pädagogischen Tests in der Osteopathie-Gruppe eine Verbesserung von ca. 21%, während in der Kontrollgrup-pe eine Verschlechterung um ca. 3% festgestellt wurde. Bei der HNO-ärztlichen Untersuchung konnte zum Ende der Studie bei 16 Kindern der Osteopathie-Gruppe keine bzw. nur noch eine leichte AVWS diagnostiziert werden. Dies entspricht einer Erfolgsquote von 89%, die in der Kontrollgruppe vergleichsweise nur bei 33% lag.
Fazit: Die Osteopathie erweist sich in dieser Pilotstudie als eine effiziente, integra-tive Behandlungsmethode bei Kindern mit auditiven Verarbeitungsstörungen und Wahrnehmungsstörungen (AVWS).
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Kann die Osteopathie einen spezifischen Beitrag in der Behandlung von Kin-dern mit Aufmerksamkeitsstörungen ohne Hyperaktivität und mit Hyperaktivi-tät – ADS/ADHS leisten? Eine randomisierte kontrollierte Studie
Autoren: Angela Bierent-Vass, D.O. M.R.O., München, Jutta Lang, D.O. M.R.O., München, Norbert Neumann, D.O. M.R.O., Bad Tölz
Oktober 2004
Studienziel: Das Ziel war die Überprüfung der Hypothese, dass eine osteopathi-sche Behandlung einen positiven Einfluss auf Kinder mit ADS/ADHS hat.
Studiendesign: Randomisierte kontrollierte Studie
Setting: Die Kinder wurden aus drei Förderschulen und einer Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) in München und Bad Tölz rekrutiert und in unseren drei Praxen untersucht und behandelt.
Patienten: 77 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren konnten für die Studie gewonnen werden. Sie alle waren mit dem Befund ADS/ADHS vordiagnostiziert. 50 Kinder wurden behandelt, 27 Kinder stellten die Kontrollgruppe.
Interventionen: Die Kinder der Behandlungsgruppe wurden osteopathisch, d.h. im parietalen, kranialen und viszeralen Bereich befundet. Sie wurden dann auf Basis ihrer Befunde individuell vier Mal behandelt und abschließend noch einmal unter-sucht. Die Kinder der Kontrollgruppe waren unbehandelt, sie wurden zu Beginn und zum Abschluss osteopathisch untersucht. Primäre/sekundäre Zielparameter: Primärer Zielparameter war die Conners Ska-la, die zu Beginn und zum Abschluss von den Eltern ausgefüllt und von einem Sta-tistiker ausgewertet wurde. Sekundäre Zielparameter waren ein Anamnesebogen und des Weiteren ein osteopathischer Befundbogen, der ebenfalls zu Beginn und zum Abschluss ausgefüllt wurde.
Ergebnisse: Die osteopathische Behandlung ergab hinsichtlich des primären Ziel-parameters, der Conners Skala, eine Verbesserung um ca. 50 %. Bei allen einzel-nen Fragen war diese Verbesserung statistisch signifikant gegenüber der Kontroll-gruppe. Auch die Untersuchungsergebnisse ergaben bei der Abschlussuntersu-chung deutliche Verbesserungen. In der Kontrollgruppe konnten weder bezogen auf den primären noch auf den sekundären Zielparameter Verbesserungen festge-stellt werden. Schlussfolgerungen: Aufgrund der positiven Resultate der Studie finden wir unse-re Hypothese betätigt. Die osteopathische Untersuchung und Behandlung kann einen positiven Beitrag in der Behandlung von Kindern mit ADS/ADHS leisten.
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Wirkung von osteopathischen Behandlungen auf die Rechtschreibleistung bei Kindern mit diagnostizierter Lese-Rechtschreibschwäche. Eine randomi-sierte kontrollierte Studie
Autoren: Melanie Künzig, St. Veit a.d. Glan, Österreich, Frank Beichle, D.O. M.R.O., Laupheim, Judith Schmidt-Hein, D.O. M.R.O., Ransbach-Baumbach
Oktober 2006
Studienziel: Die Studie sollte die Frage beantworten, ob eine nach WHO Standard (ICD 10) festgestellte Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) bei Kindern der 3. und 4. Schulklasse durch osteopathische Behandlungen beeinflussbar ist.
Studiendesign: Randomisierte, kontrollierte Studie (RCT).
Setting: Die Studie war multizentrisch und grenzüberschreitend angelegt. An der Studie nahmen Kinder aus Deutschland (Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg) sowie Österreich (Kärnten) teil. Die Rekrutierung der Kinder erfolgte unter anderem über Pädagogen, Psychologen, Legasthenietrainer und Medien. Der Behandlungs-zeitraum erstreckte sich von Januar bis Juli 2005. Die Behandlungen wurden von 3 fertig ausgebildeten Osteopathen in ihren privaten Osteopathiepraxen durchgeführt.
Patienten: An der Studie nahmen 58 Kinder mit einer diagnostizierten LRS (nach ICD 10) teil. 6 Kinder schieden im Verlauf der Studie aus. Die Kinder wurden regel-gerecht eingeschult und besuchten zum Zeitpunkt der Untersuchung die dritte oder vierte Grundschulklasse (Alter im Mittel 9.6, 16 Mädchen und 36 Buben). Mittels externer Randomisierung wurden 28 Kinder der Interventionsgruppe und 24 der Kontrollgruppe zugeteilt.
Behandlungen: Die Kinder der Behandlungsgruppe wurden 4-mal im Abstand von 2-5 Wochen osteopathisch behandelt. Es wurden individuell die am Behandlungs-tag gefundenen osteopathischen Dysfunktionen im kranialen, viszeralen und parite-talen System diagnostiziert und behandelt. Die Kinder der Kontrollgruppe blieben unbehandelt.
Zielparameter: Primärer Zielparameter war die Verbesserung der Rechtschreib-leistung, erfasst durch die Hamburger Schreibprobe (HSP nach May), einem in Deutschland üblichen Rechtschreibtest. Als sekundäre Zielparameter wurden ein Bewertungsbogen für Eltern über Verhalten, Lerngewohnheiten und sowie Zeug-nisnoten sowie ein Selbsteinschätzungsbogen für Kinder verwendet.
Ergebnisse: Bei der Interventionsgruppe verbesserten sich im Verlauf die 5 Items der HSP geringfügig um 2.4% bis 3.1%. Eine klinisch relevante Verbesserung und statistische Signifikanz konnte jedoch nicht erzielt werden. Die Kontrollgruppe ver-schlechtere sich im Studienzeitraum. Auch im direkten Vergleich zwischen den bei-den Gruppen ergab sich keine statistische Signifikanz. Nur bei einem der HSP-Kriterien, der alphabetischen Strategie, konnte bei der Subgruppe der Viertklässler (n=11 gegenüber n=8 der Kontrollgruppe) eine signifikante Verbesserung zuguns-ten der osteopathischen Behandlung erzielt werden (p=0.010). Eine ähnliche Ten-denz wiesen die erhobenen Nebenparameter auf, wobei die deutlichste Verbesse-rung in der Kategorie körperlich-emotionales Wohlbefinden zu sehen ist.
Schlussfolgerung: In unserer Studie konnten wir keine klinisch relevante Verbes-serung der LRS mittels osteopathischen Behandlungen belegen. Dies mag daran liegen, dass wir Kinder unterschiedlicher LRS-Genese mit einer Methode behandelt haben, die möglicherweise in einzelnen Fällen Erfolg hat, in anderen wiederum
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
nicht. Da wir während unserer Studie erneut die subjektive Erfahrung machen konnten, dass Eltern und Kinder auffällig oft von Verbesserungen berichtet haben, die sich aber in unseren Ergebnissen nicht ausdrückten, ist es möglicherweise eine Frage des Studiendesigns und der Messmethode, diese Verbesserungen auch messbar zu machen.
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008 Verband der Osteopathen Deutschland e.V. - Presseheft 2008
Osteopathische Intervention bei Kindern mit sprachassoziierten Wahrneh-mungsstörungen
Autoren: Romanus Nollmann, D.O. M.R.O., Osnabrück, Frank Sturhahn, D.O. M.R.O., Kalletal
Oktober 2006
Studienziel: Ziel der Studie war die Beantwortung der Frage, ob durch osteopathi-sche Behandlungen von Kindern mit festgestellten sprachassoziierten Wahrneh-mungsstörungen am Schulanfang diese Störungen vermindert werden können.
Studiendesign: Nicht randomisierte, kontrollierte, klinische Studie im „Waiting-list design“ mit 9-wöchiger behandlungsfreier Zeit, gefolgt von fünf osteopathischen Behandlungen.
Setting: Die Studie wurde von zwei fertig ausgebildeten Osteopathen in ihren pri-vaten Praxen durchgeführt.
Patienten: Bei 152 Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen (aus 3 Schulen in Niedersachsen) im Alter von sechs bis sieben Jahren wurden die sprachbezogenen Wahrnehmungsleistungen mit der Differenzierungsprobe I ( (DP I nach Breuer-Weuffen) getestet. 30 Kinder waren nach Aussage dieses Tests förderungswürdig und wurden damit in diese Studie aufgenommen (10 Mädchen, 20 Jungen, Alter im Mittel 6,8 Jahre)
Intervention: Nach einer neunwöchigen behandlungsfreien Wartezeit erfolgten 5 osteopathische Behandlungen im Abstand von zwei Wochen. Drei Wochen nach der letzten Behandlung wurden die sprachbezogenen Wahrnehmungsleistungen erneut getestet. Die osteopathische Befunderhebung erfolgte ohne festgelegtes Schema nach dem „Black-Box-Prinzip“. Behandelt wurden die individuell vorgefun-denen osteopathischen Dysfunktionen nach den Prinzipien der Osteopathie im kra-nialen, viszeralen und parietalen System.
Zielparameter: Grad der sprachbezogenen Wahrnehmungsleistung, gemessen mit der Differenzierungsprobe I.
Ergebnisse: In der Behandlungsphase kam es zu einer Verbesserung der sprach-assoziierten Wahrnehmungs-Störungen im Mittel von 46 auf 94 Prozentpunkte der DP I (Verbesserung 51%, p<0.001), im Gegensatz zur Wartezeit, in der eine Ver-schlechterung um 13 Prozentpunkten zu verzeichnen war. Im direkten Vergleich Wartezeit/Behandlungszeit ergab sich eine statistische Signifikanz (p<0.001) zu Gunsten der osteopathischen Behandlung.
Schlussfolgerungen: Durch osteopathische Behandlungen scheint es möglich, in der Schuleingangsdiagnostik festgestellte sprachassoziierte Wahrnehmungsstö-rungen bei Kindern der ersten Klasse deutlich zu vermindern. Weitere Studien soll-ten belegen, ob hier auch eine Nachhaltigkeit besteht und eine Verallgemeinerung auf andere Alterstufen möglich ist.
Thema: Verhaltensauffällige Kinder, Januar 2008

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