Mittwoch, 23. September 2009

Kiefer, Schädel, Tinnitus: Zusammenhänge verstehen und behandeln


Kiefer, Schädel, Tinnitus: Zusammenhänge verstehen und behandeln
Pfeifen, Rauschen, Klopfen – lästige Geräusche im Ohr tauchen nicht nur nach lauten Konzerten auf. Organische Erkrankungen, Fehlspannungen oder ein falscher Biss können ebenfalls zu einem Tinnitus führen. Doch nicht immer werden diese Zusammenhänge berücksichtigt. Mit ihrer ganzheitlichen Diagnostik hilft die Osteopathie mögliche Ursachen aufzudecken und so die Therapiechancen zu verbessern.
Tinnitus aurium bezeichnet die akustische Wahrnehmung von Geräuschen, die nicht auf objektiv wahrnehmbare Quellen zurückzuführen sind: die Pfeif-, Zisch- oder Knacklaute basieren auf einer gestörten Hörfunktion und sind von anderen Personen nicht zu hören. Tinnitus beschreibt allerdings keine akustischen Halluzinationen und ist auch keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom anderer Störungen. Oft verschwindet das lästige Geräusch nach einiger Zeit von selbst. Wird es aber chronisch, weist das auf andere Dysfunktionen im Körper hin. Als Ursachen kommen zum Beispiel Lärmschäden, Erkrankungen wie Morbus Menière (Drehschwindel) oder Stress in Betracht. Daneben können Probleme im Bereich der Halswirbelsäule oder auch im Zahn-Kiefer-Bereich einen Tinnitus auslösen oder verstärken.
Denn Mittelohr und Kiefergelenk liegen nah beieinander. Zugleich ist der Kauapparat eng mit der Halswirbelsäule über Muskeln, Sehnen und Nerven verbunden. Durch eine angeborene Zahnfehlstellung oder Zahnprothesen kann ein Fehlbiss vorliegen, der großen Druck auf die entlanglaufenden Blutgefäße und Nerven ausübt und so neben anderen Beschwerden auch Tinnitus oder Kopfschmerzen verursacht. Dieser Zusammenhang wird bisher selten erkannt, so dass sich die Behandlung meist auf Medikamente und Infusionen beschränkt. Die Wirksamkeit einer solchen Therapie mit Vitamin-E-Präparaten oder durchblutungsfördernden Mitteln ist nicht nur umstritten, die Präparate sind auch teuer und können mit Nebenwirkungen einhergehen. Vor allem für einen langfristigen Einsatz bei einem chronischen Tinnitus sind sie deshalb nicht geeignet.
Tinnituspatienten sollten möglichst schnell alle in Frage kommenden Ursachen abklären lassen. Die diagnostischen Techniken der Osteopathie bieten sich hierfür an, da der Körper in seiner Gesamtheit untersucht wird und so Zugkräfte und Verspannungen in anderen Körperregionen aufgedeckt werden können. Der Osteopath untersucht ausgehend vom Kopf mit den Schädelnähten, die Kiefer- und Nackenregion und den restlichen Körper um Dysfunktionen und ihre Zusammenhänge aufzuspüren. Lässt sich so zum Beispiel eine Kieferfehlstellung als Ursache ermitteln, wird mit der Korrektur des Bisses durch eine Schiene und durch Entlastung der Spannungen im Kiefer- und Wirbelsäulenbereich meist auch der Tinnitus behoben. Der Osteopath wird hierzu eng mit einem Kieferorthopäden zusammenarbeiten.
Thema: Gebiss und Kiefergelenk Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Nicht immer lassen sich Ursachen finden und behandeln. Zwar gewöhnen sich Schätzungen zufolge mehr als die Hälfte der chronischen Tinnituspatienten an die Geräusche und fühlen sich durch sie nicht mehr in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Doch für die anderen kann sich das ständige Geräusch auch zu einer regelrechten Krankheit entwickeln, die Schlafstörungen, Angstzustände oder Depressionen mit sich ziehen kann. In diesem Fall sollte eine psychologische Betreuung in Anspruch genommen werden. Osteopathische Techniken und Entspannungsübungen können helfen das Wohlbefinden zu steigern und die Symptome zumindest zu lindern.
Insgesamt gibt es über den Tinnitus, seine Ursachen und seine Behandlung nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse. Oft lassen die Selbstheilungskräfte des Körpers die Symptome von selbst wieder abklingen. Wichtig ist ein rasches Handeln, da die Heilungschancen bei Tinnitus umso größer sind, je früher mit der Therapie begonnen wird. Deshalb ist es notwendig frühzeitig mögliche Ursachen abzuklären. Die Osteopathie kann helfen Zusammenhänge aufzudecken, Selbstheilungskräfte zu stimulieren und Linderung zu verschaffen.
Abdruck honorarfrei.
Belegexemplar erbeten.
Thema: Gebiss und Kiefergelenk

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