Mittwoch, 23. September 2009

Sanfte Behandlung für die „Zebras“: THW Kiel setzt auf Osteopathie

Verband der Osteopathen Deutschland e.V.

Verletzungen und Schmerzen an der Wirbelsäule sind im Leistungssport keine Seltenheit. Vor allem bei einem körperbetonten Sport wie Handball ist eine gute medizinische Versorgung deshalb unerlässlich. Der frischge-backene Champions League Sieger THW Kiel holte sich dazu vor einem Jahr den Osteopathen Jan Bock ins Team.
Wenn Jan Bock von den jüngsten Erfolgen seiner „Jungs“ vom THW Kiel redet, hört man die Begeisterung heraus: nach dem DHB-Pokal holten sich die Handball-Profis nun erstmals auch den Champions League Titel. Unter der Leitung von Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker kümmert sich der Osteopath zusammen mit den Ärzten, Physiotherapeuten und Masseuren um die Gesundheit und Fitness der Spieler – Voraussetzung für die Erfolge der „Zebras“. Die empfingen den Osteopathen, den Physio-therapeut Uwe Brandenburg vor einem Jahr für die medizinische Abteilung des THW Kiel gewinnen konnte, voller Neugier, denn „es war am Anfang niemandem so richtig deutlich, wo der Unterschied liegt“, erklärt Bock, der die Osteopathie sechs Jahre berufsbegleitend in Oostmaale und Antwer-pen in Belgien studierte.
Für ihn ergänzt die osteopathische Behandlung die normale Trainingsthe-rapie ideal, weil sie nicht nur den Bewegungsapparat (parietales System), sondern auch die inneren Organe (viszerales System) sowie Schädel und Rückenmark (kraniosakrales System) einbezieht. Aus der Sichtweise der Osteopathie hängen diese drei Systeme eng zusammen, so dass sich zum Beispiel Funktionsstörungen im viszeralen System auch auf den pa-rietalen oder kraniosakralen Bereich auswirken können. Da der gesamte Körper über Blutgefäße, Nerven, Muskeln und Faszien miteinander ver-bunden ist, können sich solche Störungen im Körper fortsetzen. Beim DHB-Finale in Hamburg konnte Bock diese Zusammenhänge nur zu oft beobachten:
„Es gab einige Spieler, die so heftig in den Rücken getroffen wurden, dass sie sofort im Nierenbereich richtige Verhärtungen fühlen konnten. Dann herrscht kaum noch Bewegung in dem Bereich, die Atmung nimmt stark ab, die thorakale Bewegung wird weniger und es treten natürlich Probleme im Becken, aber auch in höher gelegenen Regionen auf.“
Derartige Beschwerdebilder im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Beckens beobachtet Bock beim Handball häufig, weil die Spieler stürzen, umknicken oder sich gegenseitig umstoßen. Oft setzen sich solche Stö-rungen fort, so dass unbehandelte Rückenschmerzen auch zu Fuß- oder Knieproblemen führen können. Aus Beschwerden auf der Seite des Wurf-arms können auf diese Weise chronische Schulter-Nackenprobleme ent-stehen.
Thema: Volkskrankheit Rückenschmerzen Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Bei der Behandlung akuter Verletzungen der Spieler setzt Bock vor allem auf parietale und viszerale Techniken:
„Wenn ein Spieler zum Beispiel einen Stoß zwischen die Rippen be-kommt, dann muss es therapeutisch zügig gehen, das heißt ich muss se-hen, dass ich in wenigen Minuten den Spieler wieder so hinbekomme, dass er wieder auf die Platte zurück kann. Dafür sind kraniosakrale Tech-niken weniger geeignet, weil es passieren kann, dass die Leistungsfähig-keit eines Spielers für eine gewisse Zeit stark abnimmt. Im Leistungssport kommt es auf die Dosierung und Auswahl der einzelnen Techniken an.“
Die Spieler haben die Osteopathie aber mittlerweile auch als präventive Medizin zu schätzen gelernt. „Da hat sich im Laufe des Jahres viel verändert“, freut sich Jan Bock, „es ist schön, dass die Spieler gemerkt haben, dass es wesentlich sinnvoller ist und schneller geht, wenn sie sich behandeln lassen, bevor ein Problem eingetreten ist. Rekonvaleszenz-Zeiten lassen sich so erheblich verkür-zen.“
Ein- bis zweimal in der Woche steht Bock den „Jungs“ vom THW Kiel zur Verfügung. Meistens verfolgt er das Ende des Trainings mit und beobach-tet, wie sich die Spieler bewegen. So kann er bereits Rückschlüsse auf mögliche Beschwerden ziehen. Zwar kommen die Spieler nach dem Trai-ning oftmals selbst zu ihm oder werden von den Physiotherapeuten und Ärzten an Bock weiter verwiesen, aber nicht immer merken die Spieler, dass etwas nicht stimmt oder wie schwer ein Sturz wirklich war.
„Das ist natürlich immer sehr schön, wenn man daneben sitzt, weil man dann schon erahnen kann, wer nachher kommt. Und wenn nicht, dann geht man zu ihm hin und sagt ‚Darf ich mal nachsehen? Ich könnte mir vorstellen, dass das schief gegangen ist’. Die sind ja so adrenalingeladen, dass die das teilweise gar nicht merken“, schildert Bock seine Erfahrun-gen.
Auch in seiner Praxis in Kronshagen, die er gemeinsam mit seiner Frau, einer Kinderphysiotherapeutin, führt, behandelt er Spieler des THW. Wich-tig ist ihm bei der Behandlung immer die Rücksprache mit den Ärzten:
„Wir haben zwar nie einen Widerspruch, aber ich finde es entscheidend, dass man sich da immer rückversichert und gemeinsam überlegt, wie man dem Spieler am besten helfen und ihn weiterbringen kann.“
Bildmaterial unter: www.osteopathie.de/presse.html
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Belegexemplar erbeten.
Thema: Volkskrankheit Rückenschmerzen

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